Stilles Gedenken an Rosa und Karl

Wir in Reinickendorf • 01/2001

Spuren des Januar 1919 auch in Reinickendorf

In den Zeiten der DDR war es eine von der SED verordnete Demonstration. In bewusster Abwendung von dieser Tradition ruft die PDS seither zum stillen Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf. Und viele Menschen werden kommen, wir hoffen auch aus Reinickendorf.

Das stille Gedenken ist keine verspätete Heldverehrung für die Toten des sogenannten »Spartakus-Aufstandes«. Geehrt werden zwei entschiedene Gegner des Massentötens in den Schützengräben des Krieges 1914 bis 1918. Sie wollten die neue Republik sicher machen gegen den Rückfall in die Barbarei. Ihr gewaltsamer Tod war denn auch die frühe Zäsur in der Geschichte der ersten deutschen Demokratie. Ihre Mörder, herbeigerufen um ein angeblich drohendes Chaos zu verhindern, sollten auch die Totengräber der Weimarer Republik sein.

Es sei daran erinnert, dass Spuren des Januar 1919 auch in der Geschichte Reinickendorfs zu finden sind. In jenen Tagen wurde durch den Industriemagnaten Ernst von Borsig zusammen mit anderen prominenten deutschen Kapitalisten die »Antibolschewistische Liga« mit erheblichen Geldmitteln unterstützt. Damit wurde eine Hetzkampagne gegen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ebenso wie ein Kopfgeld finanziert, das sich ihre Mörder »verdienten«.

Andererseits stammten viele der Waffen der Besetzer der Zeitungsgebäude in der Mitte der Stadt aus der Waffen- und Munitionsfabrik in Wittenau, Unterstützung kam wie schon im Krieg auch aus anderen Industriebetrieben in den Grenzen des späteren Bezirks Reinickendorf. Die Soldateska schließlich verschleppte eine Gruppe der Kämpfer in den Tegeler Forst, um dort 12 von ihnen »auf der Flucht« zu erschießen.

Dieser Geschichte stellen wir uns mit dem stillen Gedenken an Karl und Rosa. Die PDS Reinikkendorf ruft deshalb zur Teilnahme auf.

Robert Scholz