Was „Ein-Euro-Jobs“ wirklich bedeuten

Wir in Reinickendorf • 9/2005

Ich freute mich, als ich das MAE-(Mehraufwandsentschädigungs-)Angebot des Job-Centers bekam. 1,50 Euro  pro Stunde Arbeit, mit der Chance auf eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin. Was ich dann aber erlebte, ließ mich aber am System am Nutzen der Maßnahme zweifeln.

Ich sollte gehbehinderte und blinde Menschen zum Arzt, zum Einkaufen oder beim Spaziergang begleiten. Schön ruhig, dachte ich. Zeit nehmen für den alten Menschen, dachte ich.

Was ich aber erlebte, war Hast, Termindruck, körperliche und seelische Belastung bis an meine Grenzen!

Aber nicht nur mir ging es so. Da war Judith (*), alleinerziehende Mutter, die hoffte, auf diesem Weg eine Zusatz-Ausbildung zu bekommen, um wenigstens als zwar unterbezahlte, im Stress stehende Altenpflegehelferin etwas dazu verdienen zu können.

Oder Karin, eine ältere, wie ich übergewichtige Frau, die hier die einzige Möglichkeit sah, das Arbeitslosengeld II aufzustocken.

Wir alle lebten durch die 1-Euro-Jobs vom Prinzip Hoffnung, das von den JobCentern bewusst gefördert wurde und wird.

Den finanziellen Reibach, den machen allerdings andere!

Die JobCenter, die die „MAEs“ aus der Statistik werfen können. Beschäftigungsgesellschaften, die durch ihre Vermittlungstätigkeit an den Arbeitslosen verdienen, und nicht zuletzt die Arbeitgeber, die, zumindest zum Teil, billige Arbeitskräfte haben!

Linda K.

* Alle Namen geändert