Augenscheinlichkeiten

Wir in Reinickendorf • 03/2007

Optimierungspotential

Von Vera Seidel

Au backe, die von der CDUFraktion in der Februar-BVV initiierte Große Anfrage zur Vernachlässigung von Kindern im Märkischen Viertel (MV) ging gründlich daneben.

Nicht dass die Zustände im MV nicht beängstigend und erschreckend wären. Immerhin mussten bereits in diesem Jahr bis zum 7. Februar 80 Familien neu in die „Obhut“ des Jugendamtes genommen werden. Aber mit öffentlichem „Ans-Bein-Pinkeln“ der Mitarbeiter des Jugendamtes lassen sich die Probleme nun wirklich nicht lösen.

Da wusste die CDU-Verordnete Köppen von ganz vielen Ehrenamtlichen, die bei den betroffenen Familien mal schnell sauber machen oder aufräumen würden. Der Fraktionschef selbiger Partei meinte, man brauche doch nur zwei Minuten, um mal schnell bei den betreuten Familien nachzusehen, ob noch alles in Ordnung sei - natürlich auch wieder Ehrenamtliche. Der jungforsche Verordnete Potrafke (CDU) sagte außer ganz vielen wohlgesetzten Worten über seine Partei „als Familienpartei“ fast nichts: es gäbe da noch Optimierungspotential...

Und schließlich glänzte Frau Schulstadträtin Schultze-Berndt (CDU) während der Debatte durch Abwesenheit, obwohl doch jeder Insider weiß, dass es bei der Aufdeckung von Vernachlässigungen in der Familie entscheidend auf die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule ankommt.

Tja, liebe „Familienpartei“, keine Glanzleistung. Es scheint hingegen viel Optimierungspotential bei Ihnen zu geben, zumal der von Ihnen so verhasste rot-rote Senat wenige Tage später ein umfangreiches, qualifiziertes und auf 1,1 Millionen Euro beziffertes Netzwerk gegen die Vernachlässigung von Kindern in den Familien beschlossen hat.