Politfrühstück
Berlin und Preußen - Eine Stadt und ein Staat, die gut mit Zuwanderern lebte und lebt.
Einen Überblick über unsere Geschichte und Gegenwart.
Es wird heute so getan, als ob Migration und Integration etwas Neues ist. Dabei wird vergessen, dass Berlin schon immer eine Stadt mit hohen migrantischen Anteil war und der Aufstieg Berlins von einer Kleinstadt um 1700 begann, als eine Masseneinwanderung von Ausländern begann, die nicht Deutsch sprachen einer anderen Konfession angehörte, Privilegien bekamen und sich abschotteten (die Hugenotten). Später kamen nach Preußen und Berlin andere Einwanderer. Im Politfrühstück im November haben wir die Einwanderung und ihre Folgen nach Preußen und Berlin betrachtet.
Michael Rohr hat uns die Geschichte der Einwanderung nach Berlin und Preußen vom 30-jährigen Krieg bis Mitte der 1900er Jahre im Schnelldurchlauf vorgestellt. Fast 400 Jahre, die geprägt waren vom Feudalismus, Kriegen, Vertreibung und gewollter Zuwanderung ins spätere Deutsche Reich. Hugenotten, Russen und Menschen jüdischer Religion kamen nach Berlin, Preußen und Deutschland, so wie heute. Wurden sie gebaucht, konnten Deutsche damit leben, wenn nicht waren sie Flüchtlinge oder Konkurrenten um Arbeit und Wohnung.
Die anschließende Diskussion über die aktuelle Situation war entsprechend anregend. Die Linken, nicht nur als Partei, haben keine einheitliche Position, ob nur politisch, religiös Verfolgte, oder Kriegsflüchtlinge oder auch Menschen die durch Hunger, auch bedingt durch den Klimawandel zu uns kommen, hierbleiben dürfen. Wir wissen sehr wohl, dass das kapitalistische System immer wieder neue preiswerte, gut ausgebildete Arbeitskräfte benötigt, um den Profit zu steigern. Aber zugereiste neue Mitbürger werden häufig auch von uns nach Nützlichkeit unterschieden, so wie das die Kapitalisten tun. Dabei ist der Drain Brain, gemeint das Abschöpfen von Qualifikation für uns nützlich, aber für die Herkunftsländern schädlich. Insbesondere die EU-Freizügigkeit bei der Arbeitsplatzsuche ermöglicht es, teuer ausgebildete Akademiker z.B. nach Deutschland zu holen, die so mehr Geld verdienen, aber ihrem Land schaden.
Auch ist die unterschiedliche Behandlung Zugezogener ist ein Problem. Die einen bekommen Bürgergeld, die anderen nur Grundsicherung und wieder anderen wird das Geld für die Versorgung in der Flüchtlingsunterkunft angerechnet.
Die Linke setzt sich dafür ein, allen Zugezogenen hier die Arbeitserlaubnis zu gewähren. Durch Deutschkurse und Kontakte bei der Arbeit ist es am einfachsten, integriert und damit auch anerkannt zu werden. Ein höherer Mindestlohn von 14 € bis 15 € ermöglich auch mehr Teilnahme an unserer Gesellschaft.
Uns muss klar sein, der Konflikt besteht nicht zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, sondern zwischen Armut und Reichtum, anders gesagt zwischen Arbeit und Kapital.
Danke an Michael für die geschichtliche Betrachtung, die den Wert aber auch Auseinandersetzung um die Zuwanderung aufgezeigt hat und Danke an unsere Gäste.
Dateien
- Vortrag von Michael Rohr
PDF-Datei (918 KB)