Offenes Forum

Ort: Videokonferenz
Veranstalter: OV Nord

„Einheitsdrang oder Einheitszwang?“ –

Vor 75 Jahren - Fusion von SPD und KPD in der Sowjetischen Besatzungszone zur SED.

Am 21. und 22. April 1946 fusionierten SPD und KPD der SBZ zur SED. Die Ereignisse, die dazu führten, sind immer noch sehr umstritten. Die SED ist eine unserer Vorgängerparteien. Deshalb ist eine Auseinandersetzung mit ihrer Entstehungsgeschichte wichtig. Die Sichtweisen auf diese Fusion sind sehr unterschiedlich, geradezu entgegengesetzt.

Die Sicht der SED:

„In der Sowjetischen Besatzungszone setzte sich die Einheitsbewegung gegen alle Widerstände durch. Im März und April 1946 wurde in allen Ländern und Provinzen auf der Grundlage demokratischer Abstimmungen die Vereinigung vollzogen. … Die revolutionäre Einheitspartei war die bedeutendste Errungenschaft in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, seit der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests durch Marx und Engels und der Gründung der KPD.“

(Herrmann, S. 414 u. 417)

Die Sicht der SPD:

„Bei einer generellen Einschätzung der Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bleibt Zwangsvereinigung die richtige Bezeichnung. Denn für die Sozialdemokraten in der SBZ gab es damals keine Alternative zur Einheitspartei, sie hatten keine freie Entscheidung, ob sie dort die SPD fortführen wollten oder nicht. Zudem waren Zwang und Druck durch SMAD und KPD vielfältig. Repressalien reichten von der Bedrohung bis zur Verhaftung und sogar Ermordung. In der SPD kam es zu Nötigung und Erpressung, Entzug von Ressourcen, zur Unterwanderung der Parteiorganisation wie zur Bestechung und Karriere-Versprechungen gegenüber einzelnen Funktionären. Zum Zwang kam der Betrug. Die KPD propagierte einen "besonderen", deutschen, demokratischen Weg zum Sozialismus, was als Distanzierung von der sowjetischen Praxis galt. Zudem sollte die neue SED keine leninistische Kader- sondern eine marxistische Massenpartei sein, und alle ihre Funktionen paritätisch mit Kommunisten und Sozialdemokraten besetzt werden. Doch schon 1948 wurde die SED in eine "Partei neuen Typus" umgewandelt, der "Sozialdemokratismus" zum "Hauptfeind" der stalinistischen SED erklärt. … Nichts macht deutlicher, worauf die SED-Gründung letztlich beruhte: auf Zwang und Betrug.“

(Darstellung auf SPD Homepage, 2010)

Wer hat Recht? Wer Unrecht? Darüber wollen wir uns am 08.04.2021 unterhalten.

In Zeiten von Corona ist eine Anmeldung zwingend erforderlich. Bitte meldet euch bis 7.4.2021 beim OV Nord.