Kann ein Schild unsere Probleme lösen?

Mehr Sicherheit für Radfahrende auf der Schulzendorfer Straße

Es gibt in der StVO den schönen Hinweis, dass Radfahrende innerorts gefälligst mit mindestens 1,50 Metern Abstand zu überholen sind (vgl. StVO § 5 Abs. 4). Würde sich alle Autofahrenden daran halten, dann könnte ich hier mit Schreiben aufhören. Leider ist dem nicht so.

Wenden wir den Blick zu den vielen kleinen Straßen, die es auch in Reinickendorf gibt – nehmen wir als Beispiel die Schulzendorfer Straße zwischen Hermsdorfer Damm und Wald. Links und rechts wurde (zugegeben unter der CDU-geführten Bezirksregierung) neuer Platz für parkende Autos geschaffen und in der Mitte gibt es einen 3 Meter breiten Asphaltstreifen, der das Kopfsteinpflaster von früher ersetzt. Die Begründung des Bezirksamts für die Baumaßnahme: Damit Fahrradfahren auf dieser Straße „attraktiver“ wird. Was vergessen wurde: Für Autos wird das Fahren hier ebenfalls attraktiver – und vor allem schneller! Taucht jetzt hier ein:e Radfahrer:in auf, dann wird sie als Hindernis wahrgenommen und überholt – wir leben schließlich im Autoland Deutschland. Und wenn nicht genug Platz ist (s. oben – wir reden von 3 Metern) – dann wird sie/er trotzdem überholt. Dann halt mit einem Abstand vor 50 cm.

Was tun?

Ginge es nach mir, ich würde einen Kiezblock aus dem Viertel machen und allein den Anwohnern das Einfahren gestatten. Die meisten Anwohner:innen haben selbst Kinder oder/und sind viel mit dem Rad unterwegs sind. Das oben geschilderte Problem jedenfalls wäre vom Tisch.

Zurück zur Realität: Die Leute werden werktags weiterhin ihre Kita-Kinder mit dem SUV bis vor die Tür des Kindergartens am Ende der Sackgasse fahren. Sie werden am Wochenende weiterhin mit dem SUV so nah wie möglich an den Wald fahren, um es dann mit ihren Hunden, Kindern und Proviantrucksäcken nicht zu weit bis zum Spielplatz und den Tiergehegen zu haben. Sie werden vor allem eines nicht tun: Das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel statt dem eigenen Auto nehmen.

Es ist nun also traurige Tatsache, dass die schmale Straße von Auto- und Radfahrenden gleichermaßen genutzt wird. Leider mit zunehmender Rücksichtslosigkeit der Autofahrenden und dem (illegalen) Ausweichen von verängstigten Radfahrenden auf den Fußweg.

Das Aufstellen eines Schildes, das Autofahrende an eine Selbstverständlichkeit erinnert, ist ein sehr, sehr mildes Mittel, hier mehr Sicherheit für Radfahrende zu erreichen. Es unterstellt, dass Autofahrer einfach nicht wissen, dass es die Regel mit dem Überholabstand gibt und appelliert an die Vernunft und Rücksichtnahme auf Schwächere. Ich selbst habe diesen Glauben schon längst verloren (sorry, zu viele negative Erfahrungen  - https://twitter.com/keb_berlin/status/1487805629485965312?s=20&t=FTW4NnbZ1fy3G3c7NtEPVw), aber ich wäre nicht Politikern bei der LINKEN, wenn ich deshalb resignieren würde.

Also versuchen wir es mal mit einem einfachen Schild, dem Verkehrszeichen Nr. 277.1 das auf ein Überholverbot einspuriger Fahrzeuge durch mehrspurige Fahrzeuge hinweist.

Kai

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