Rosen für Lidice

Gedenkveranstaltung 60 Jahre nach dem faschistischen Massaker

Am 10. Juni 1942 zerstörte die SS der Hitler-Diktatur das tschechische Dorf Lidice - als willkürlicher Racheakt! Kein Stein blieb auf dem anderen, selbst der Friedhof wurde nicht verschont und die Gräber vernichtet.

Der Grund: Tage zuvor fiel der Stellvertreter des Reichsprotektors für Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich - gleichzeitig in der SS der zweite Mann hinter Himmler, Leiter und Organisator der "Wannsee-Konferenz zur Endlösung der Judenfrage", bei Prag einem Attentat tschechischer Widerstandskämpfer zum Opfer und die SS vermutete, dass die Attentäter aus diesem Dorf stammten. Es war ein Massaker

Alle männlichen Einwohner des Dorfes über 15 Jahre wurden ermordet, die Frauen ins Konzentrationslager Ravensbrück transportiert, die Kinder verschleppt. Nur wenige überlebten das Massaker.

Im Gedenken an die Opfer versammelten sich 60 Jahre später an der Erinnerungsstätte in der Nähe Prags mehrere Tausend tschechische und deutsche Antifaschisten. Für die tschechischen Antifaschisten war die Anwesenheit der Parteivorsitzenden der PDS, Gabi Zimmer (ihre Rede in Lidice), sehr wichtig. Aber auch die Anwesenheit einer Delegation der PDS Reinickendorf wurde hervorgehoben. Vier von uns hatten sich nach Prag auf den Weg gemacht: Marion Lubina, Klaus Gloede, Gerhard Maierhöfer und Robert Scholz. Eingeladen hatte uns der größte Verband der Prager Kommunistinnen und Kommunisten, der Kreisverband Prag VI der KSČM. An ihrer Seite gedachten wir der Opfer. Ebenso wie unsere Parteivorsitzende pflanzten wir in der Gedenkstätte einen Rosenstock. Damit reiht sich die Reinickendorfer PDS in die Tradition Reinickendorfer Bürger ein, die in den vergangenen Jahren auf unterschiedliche Weise die Opfer von Lidice ehrten. Bekanntlich wird im Rathaus-Park ein Beet mit Rosen aus Lidice gepflegt.

In Gesprächen konnten wir erleben, wie sehr die reaktionären Äußerungen des Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber vor der sudetendeutschen Landsmannschaft und die nur verhaltenen Erwiderungen der Regierenden der rot-grünen Koalition die Menschen fürchten lassen, dass mit dem Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges in bestimmten Bereichen revidiert werden sollen.

Unsere Haltung haben wir eindeutig zum Ausdruck gebracht: was auch immer es als Folge der Potsdamer Beschlüsse zur Umsiedlung der Sudentendeutschen an Härten und Unrecht nach dem Niederringen Hitler-Deutschlands gegenüber den früheren Bewohnerinnen und Bewohnern von tschechischen Gebieten gegeben hat - die sich heute immer noch als "Sudetendeutsche" bezeichnen - es gibt keine Veranlassung, vom heutigen tschechischen Staat "Wiedergutmachung" zu verlangen - es ist unmöglich das Rad der Geschichte zurück zu drehen, oder wie es der Architekt der Ostverträge, Egon Bahr, in einem Interview formulierte: Niemand ist im Stande, den zweiten Weltkrieg nachträglich zu gewinnen

Die Unterstützung der Forderung der "Sudetendeutschen" vor allem durch Politiker der CDU/CSU nach Aufhebung der Beneš-Dekrete gehört vielmehr in die Reihe von unverantwortlichen Äußerungen mit dem Schielen auf Wahlstimmen aus dem rechten politischen Rand á la Möllemanns Wahlkampfstrategie für die Bundestagswahl 2002.

PS:
Detlef Dzembritzki, MdB und erneut Wahlkreiskandidat der SPD, wendet sich zurecht gegen "grobe populistische Gesten" Stoibers (vgl. Berliner Abendblatt, Ausgabe Reinickendorf vom 12.6.2002). Konsequenterweise müsste er sich auch mit seinem Parteikollegen Innenminister Schily auseinandersetzen, oder fehlt da der Mut?
Detlef Dzembritzki (MdB, SPD) zu Beneš-Dekreten


Weil wir das wirklich so sehenInterview mit Vladimír Špidla