Wie unsere Schulstadträtin Kant und Humboldt widerlegt

Wir in Reinickendorf • 09/2008

Frau Schultze-Berndt hat gemeinsam mit der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde einen „Ideen- und Kreativwettbewerb“ für den Religionsunterricht an den Reini­cken­dorfer Schulen ausgeschrieben. Lt. Schulgesetz und AV Religions- und Weltanschauungsun­terricht ist sie dafür nicht zuständig.

Der unverhüllte Missbrauch ihrer Funktion für das Anliegen des Volksbegehrens „ProReli“ ruft einige Fragen hervor: Auf welcher rechtlichen Grundlage agiert die Stadträtin? In welchem Umfang fließen Haushaltsmittel in den „Ideenwettbewerb“ und wer beschließt darüber? Außerdem: Warum ist der Wettbewerb auf den evangelischen und katholischen Religionsunterricht beschränkt? Was ist mit der Jüdischen Gemeinde, der Islamischen Föderation, der Buddhistischen Gesellschaft und dem Humanistischen Verband Deutschlands, die alle in Berlin Religions- oder Lebenskundeunterricht geben?

„Bei der Vermittlung von sozialer Kompetenz, Werten und Orientierung“ – so Frau Schultze-Berndt – „sind die Schulen auf die Mitwirkung der Kirchen und Religionsgemeinschaften angewiesen.“ Die Behauptung „Werte brauchen Gott“, schrie uns schon 2007 hundertfach auf U- und S-Bahnhöfen entgegen - und spricht allen, die nicht konfessionell gebunden sind, die Fähigkeit zum moralischen Handeln ab, so als ob es Moses Mendelssohn, Kant oder Humboldt nicht gegeben hätte!

„Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden“, fragt Jesus seine Jünger (Matt­häus 5,13). „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ antwortete Kant schon 1784.

Michael Rohr

Immanuel Kant: Was ist Aufklärung?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

„Berlinischen Monatsschrift“, Dezember 1784


s.a.: Die gestörte „Unschuld vom Lande“

Kommentar zum Ideenwettbewerb "Ihr seid das Salz der Erde"
von Michael Rohr, Mitglied des Bezirksvorstandes der Reinickendorfer LINKEN