Müssen wir uns wieder an Kriege gewöhnen?

Wir in Reinickendorf • 01/2003

Evangelische Theologinnen kön­nen auf diese Frage nur eine persön­liche, keine „gesamtkirchliche" Mei­nung äußern, denn einen Papst ha­ben wir nicht! Bestenfalls eine Ant­wort also, aus der christlich-ethische Verantwortlichkeit spricht. Also las­se ich mir die Fragen persönlich, als Christin gestellt sein!

Nein! Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass Konflikte vermeintlich nur gewaltsam ausgetragen werden können. Und: ich glaube vor allem nicht daran, dass Kriege Konflikte austragen. Ja, natürlich kenne ich vor allem viele jüdische Stimmen, die in diesen Tagen fragen, wie es denn in Deutschland ohne die Alliierten hätte weitergehen können - damals 1945, wenn da keiner ge­wesen wäre, dem kaltblütigen Diktator Hitler endlich Einhalt zu gebieten? Aber ich verweigere schlicht den Vergleich zwischen Nazideutschland damals und der Situation im Irak heute. Ich will diese Art von historischer Vereinnahmung nicht - weder aus den USA, noch anderswoher. Ich argwöhne, dass es heute, in der Frage nach dem Irak-Krieg um etwas ganz anderes geht, als darum, einem mörderischen und verbrecherischen »Führer« das Handwerk zu legen, seine Opfer zu befreien und den Irak zu »demokra­tisieren«. Über die Zusammenhän­ge zwischen der irakischen Ölmacht und den amerikanischen Aufrufen zum Krieg können wir uns in der Presse recht gut informieren. Auch über die Tatsache. dass die Rü­stungsindustrie an den Steuer­milliarden schamlos verdient. Das muss ich nicht laienhaft wiederholen!

Nein, an Kriege gewöhnen will ich mich ganz und gar nicht, denn Kriege zerstören nicht nur Menschenleben, sondern auch Menschenseelen, und betreffen in­sofern sowohl die Seite derer, die an­gegriffen werden, als auch diejenigen, die zum Angriff aufrufen.

Wie kann die Kirche über den Frieden verkündigen? Es gibt, sagt Dietrich Bonhoeffer, in der gefallenen Welt ein Recht auf Kampf. Dieses ist jedoch nicht gleichbedeutend mit ei­nem Recht auf Krieg. Was können heutige Kriege anderes erwirken, als die Vernichtung aller Kämpfenden? Die Kraft der Vernichtung erstreckt sich ebenso auf den inneren wie auf den äußeren Menschen. Der heuti­ge Krieg vernichtet Seele und Leib.

Möglicherweise werden wir kei­nen Krieg verhindern, wohl aber, dass wir uns an seine angebliche Notwendigkeit gewöhnen, denn dann hätte die Kraft der Vernichtung auch uns schon längst erreicht.

Andrea Richter,
Pfarrerin in Konradshöhe

Demo vor der SPD-Zentrale

Frieden ist unser aller Gut!

Unter diesem Motto appellierten die PDS-Senator/innen und –Minister/innen in den Landesregierungen Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Wolfgang Methling, Harald Wolf, Marianne Linke, Heidi Knake-Werner, Helmut Holter und Thomas Flierl in einem Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder, das deutsche Nein zu einem möglichen Krieg gegen den Irak nicht aufzuweichen und seine Entscheidung, was die Nutzung des deutschen Luftraumes und der US- Militärbasen in Deutschland angeht, zu überdenken. „Selbstverständlich ist für die Außenpolitik der Bund zuständig und soll es auch bleiben... In der Frage Krieg oder Frieden gibt es eine über diesen Grundsatz hinausgehende Verantwortung, der wir gerecht werden wollen.“ betonen die PDS-Politiker.

Infos: www.sozialisten.de

Ein deutliches NEIN!

Der Arbeitskreis B96 und B96a in und bei der PDS hat zur Gründung eines »Runden Tisches« im Berliner Norden und dem Kreis Oberhavel gegen den Bush-Krieg im Irak und Anderswo aufgerufen. Das erste Tref­fen fand am 22. Januar 2003 im Ro­ten Laden statt. Besprochen werden sollen wirksame Möglichkeiten in der Region unser »Nein!« zu Kriegen deutlich zu machen und gemeinsa­me Aktionen zur bundesweiten Friedensdemonstration am 15. Fe­bruar.

Ansprechpartner sind Gustav Wöhrmann (03 30 56 - 2 41 16) und Robert Scholz (0 30 - 43 73 26 30. 15­-18 Uhr). Wir werden in unserer näch­sten Ausgabe über erste Ergebnis­se berichten.