Stadtrat Balzer wie eh und je

Wir in Reinickendorf • 03/2002

Sparen bei den Ärmsten der Armen?

»Vor Ort in der Meteorstraße habe ich ihn getroffen, Sie kennen ihn nicht und würden ihn vermutlich auch nicht mögen. Er ist seit langem obdachlos und ziemlich ungepflegt. An beides hat er sich gewöhnt. Da er meistens abgelehnt wird, geht er selten zu Ämtern. Egal wo er übernachtet, tagsüber muss er weg. Da gibt es doch diese Einrichtung, wo ihn niemand schief ansieht oder ihn einfach wegschiebt. Dort kann er duschen, seine Sachen mal waschen oder einfach nur reden. Ja , und wenn er es glauben kann, wieder akzeptiert zu werden, sein Selbstvertrauen doch noch wieder findet, vielleicht ändert sich sein Leben doch noch einmal. Wir müssten ihm etwas Zeit dazu geben, oder?«

Diese Zeit jedoch soll es nun für »ihn« nicht mehr geben:
Das Bezirksamt Reinickendorf ist ja über seine Grenzen hinaus bekannt für eine Politik der sozialen Kälte. Verantwortlich dafür ist Sozialstadtrat Frank Balzer (CDU). Seine aktuellste Grausamkeit ist die beabsichtigte Schließung der WohnungslosenTagesstätte in der Meteorstraße. Diese letzte niedrigschwellige Einrichtung des Bezirkes wird täglich von ca. 50 Menschen genutzt.

Pädagogischer Ansatz der dort arbeitenden Sozialarbeiterinnen ist die »Hilfe zur Selbsthilfe«. Neben einer Grundversorgung (Essen, Kleidung, Körperhygiene, Waschmaschinen, ärztliche Sprechstunden) bietet man wohnungslosen Menschen Unterstützung beim Beantragen materieller Ansprüche, Regulierung von Miet- und anderen Schulden, Hilfe bei Suchterkrankungen und psychosozialen Problemen an. Ebenso werden durch pädagogische Gruppenaktivitäten Selbstvertrauen, Lebensfreude, Interessen, Motivation und Verantwortung gefördert. Nun soll aber der Treffpunkt nach dem Willen des Herrn Balzer Ende März seinen Betrieb einstellen, da laut seiner Aussage ab April keine Mittel mehr bereitgestellt werden können. Im Gegensatz zu anderen Bezirken stieg aber gerade in Reinickendorf die Obdachlosigkeit im letzten Jahr noch an, was auf angebliche Sparmaßnahmen im Zusammenhang mit der Übernahme von Mietrückständen zurückzuführen ist. Nun sollen auch noch die Folgekosten dieser inhumanen Sozialpolitik eingespart werden.

Für wen wird in Reinickendorf eigentlich Sozialpolitik gemacht? Haben nicht auch die »Macher« Verantwortung für das finanzielle Desaster Berlins?

Alle politisch Verantwortlichen sind aufgerufen, diese Entscheidung des Bezirksamtes nicht mitzutragen!!

Klaus Rathmann,
Bezirksvorsitzender PDS Reinickendorf