Provozierter Eklat in der BVV
Wir in Reinickendorf • 12/2002
ENTLARVT
CDU brüskiert mit konspirativen Mitteln und falschen Angaben
Warum macht der das? Diese Frage tat sich in der letzten BVV auf. Jugendstadtrat Senftleben hatte die Große Anfrage der CDU-Fraktion zum Jugendschutz in internet-Cafes beantwortet. In der Debatte meldete sich auch Lorenz Weser, CDU-Mitglied und Vertreter der CDU im Reinickendorfer Jugendparlament, zu Wort. In seinem Vortrag richtete er schwere, teils sehr persönliche, Vorwürfe an den Stadtrat. Er hätte in mehreren gewerblichen und bezirklichen internet-Cafes »recherchiert« und alarmierende Erkenntnisse gewonnen.
So könne man in einer Jugend-Einrichtung Porno- und gewaltverherrlichende Seiten im internet aufrufen und herunterladen. Es wären weder eine pädagogische Betreuung noch technische Kontrollen durch entsprechende Sperren vorhanden und der Stadtrat seiner Verantwortung nicht nachgekommen.
In seiner Replik auf diese Vorwürfe machte der Stadtrat deutlich, dass sich der Bezirksverordnete unter Vortäuschung falscher Tatsachen und Hinweis auf seine Mitgliedschaft im Jugendparlament außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten Zugang zu den PC's in der angesprochenen Jugendeinrichtung verschafft habe. Bei einem zweiten »Besuch« wäre sogar ein Journalist anwesend gewesen. Selbst Computerexperten des LKA hätten auf Anfrage bestätigt, dass es eine umfassende Zugriffsicherheit auf entsprechende web-Seiten derzeit nicht gäbe. Die einzige wirksame Kontrolle könne nur durch die in der Einrichtung, konkret dem »Fuchsbau«, auch gewährleistete pädagogische Betreuung erfolgen.
Was dann folgte, war eine Demonstration undemokratischen Verhaltens, insbesondere seitens der CDU-Fraktion. Wüste Beschimpfungen, gepaart mit aggressiver Körpersprache machten den BVV-Saal zum Tollhaus. Erst die Einberufung des Ältestenrates durch den Vorsteher beendete diese Farce. Die Sitzung wurde anschließend abgebrochen. Zurück blieben staunende und ungläubige Zuschauer, die diesem unrühmlichen Beispiel aus der parlamentarischen Demokratie zuschauen und zuhören »durften«.
Der Eklat war geplant und gezielt vorbereitet. Inzwischen hat der Bezirksverordnete im Jugendhilfeausschuss zugeben müssen, dass wesentliche Teile seiner Rede nicht der Wahrheit entsprachen. Ein Skandal! Eine öffentliche Entschuldigung.
Hier sollte ein SPD-Stadtrat »demontiert« und diskreditiert werden. Mit Mitteln, die unfair, u. U. strafbar sind und unter die Gürtellinie gehen. Christlich? Demokratisch? Dass ich nicht lache!
Jürgen Schimrock