Wenn Intoleranz die Politik bestimmt

Wir in Reinickendorf • 12/2002

KONSEQUENT
Projekt des Jugendparlaments von per BVV verhindert?

Der Antrag in der letzten BVV, das Bezirksamt Reinickendorf möge dem »Bündnis für tolerantes und weltoffenes Reinickendorf« beitre­ten, wurde von der Bezirksbürger­meisterin (CDU) erneut abgelehnt Das habe ich, ehrlich gesagt, nicht gleich verstanden. Das änderte sich aber im Verlauf der Sitzung. Denn Toleranz scheint tatsächlich für et­liche Mitglieder der BVV, speziell mit CDU-Parteibuch, ein Fremdwort zu sein.

Es begann mit dem Antrag der CDU, keinen graffiti-Wettbewerb im Bezirk zuzulassen und endete mit einem Eklat während der Beantwor­tung der Großen Anfrage zu bezirks­eigenen Internet-Cafes.

Das neu gewählte Jugendparla­ment, das nun nicht mehr fest in der Hand der Jungen Uni­on ist, plant einen graffiti-Wettbewerb im kommenden Jahr. Da­zu sollte auch ein Kon­zept erarbeitet wer­den, das dem Jugend­hilfeausschuss vorzu­legen war. Dort äußer­te ein BVV-Mitglied der CDU nichts Nega­tives dazu, um später einen Antrag zur Ver­hinderung in die BVV einzubringen. Eine neue Art von Demo­kratieverständnis und Toleranz?

Im Januar gibt es nun eine Son­dersitzung zu diesem Thema. Dies hört sich fachlich erst einmal gut an, ist aber schon fast boshaft. Das Jugendparlament hatte nämlich Geld für die Vorbereitung des Wett­bewerbs in seinem knappen Etat belassen. Wenn dieses Geld bis zum Jahresende nicht ausgegeben wird, dann ist es schlicht und ein­fach weg. So kann man der unge­liebten Arbeit der engagierten jun­gen Menschen auch einen Riegel vorschieben.

Das neue Jugendparlament ist offensichtlich nicht bei allen gut angesehen. Bemerkt hatte ich dies schon während der konstituieren­den Sitzung. Es wurde getuschelt, dass Leute von der Antifa dabei sind, »wie die denn schon ausse­hen« und »ob das wohl gut gehen kann«. Ich allerdings bin beein­druckt, wie aus vielen unterschied­lichen Richtungen junge Menschen in der Lage sind, ein Ju­gendparlament zu ge­stalten. Da machen sie so manchem Erwach­senen noch etwas vor. Es geht nicht um das Aussehen, nicht um die Schule, die je­mand besucht. Sie versuchen, für alle Ju­gendlichen im Bezirk Politik zu machen.

Angeboten werden die unterschiedlichs­ ten Arbeitsgruppen. Mit viel Elan und Arbeitsaufwand wollen die Jugendlichen auch ihre Einrichtungen erhalten, weil sie eben nicht auf der Strasse her­umlungern oder vor dern Fernseher hocken wollen. Sie setzen sich für ihre Belange ein. Ich meine: »De­mokratie verstanden« und bin stolz auf diese jungen Menschen.

Leider sehen das nicht alle in der BVV so, denn Jugendliche, die nachfragen, sind unbequem. Ju­gendliche mit eigenen Ideen pas­sen halt nicht in diesen Bezirk, müssen in ihrem Handeln behin­dert werden. Und dies in einer Art und Weise, dass sie angepasst wer­den an die Wünsche von Erwachse­nen. Ich werde mich für die jungen Menschen einsetzen, mit ihnen kämpfen, für die Demokratie lohnt es sich.   

Renate Herranen