Aus der BVV
Wir in Reinickendorf • 05/2003

Der Opfer gedenken…

Nicht einfach gleich zur Tagesordnung übergehen sollte die 16. Sitzung der BVV Reinickendorf am 9. April – dies war zumindest die Intention der Bezirksverordneten Renate Herranen (PDS). Sie schlug dem Vorsteher der BVV, Herrn Betcke (CDU), mit Schreiben vom 7. April vor, »vor Beginn der BVV-Sitzung in einer Schweigeminute der Opfer des Krieges im Irak zu gedenken.«

Eine richtige Anregung, sollte man/frau meinen, hatte doch dieselbe BVV nach dem 11.09.2001 auch der Opfer des Anschlages auf das WTC in New York gedacht. Wer würde erahnen, dass der guten Absicht mit dem Argument, dass der Krieg im Irak ja noch nicht beendet sei, seitens des BVV-Vorstehers nicht gefolgt würde.

»Beschämend« nannte der Bezirksvorsitzende der PDS, Klaus Rathmann, in einer Presseerklärung diese entlarvende Doppelmoral eines Repräsentanten unseres Bezirkes, »diese Heuchelei ist unerträglich«. Recht hat er!

Müssen die Opfer erst gezählt sein, muss Mr. Bush seinen völkerrechtswidrigen Krieg erst offiziell für beendet erklären, müssen die Siegesfeiern erst vollzogen sein, bevor in Deutschland der (in erster Linie zivilen) Opfer der Irak-Krieges gedacht werden darf? Das ist zynisch, menschenverachtend und dem Mitglied einer »christlichen« Partei unwürdig.

Herr Bethke, die Zahl der Opfer wird auch in diesem Krieg nie ermittelt werden. Es geht auch nicht. Ich denke nur an die zahlreichen Menschen, die an den Folgen des Einsatzes von radioaktiven Geschossen der US-Armee in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren sterben, nein, krepieren, werden.

Sie dürfen nicht vergessen sein, heute nicht und morgen nicht! Niemals!   

Jürgen Schimrock