Aus der BVV
Wir in Reinickendorf • 05/2003

Idylle Namslaustraße?

Das Wohngebiet um die Namslaustraße in Tegel-Süd hat alles, was sich jemand wünscht, der in der großen Stadt leben, aber still und im Grünen wohnen möchte. Renovierte Häuser leuchten in freundlichen Farben, umgeben von Büschen und Bäumen in frühlingshaftem Grün. Hinter den Häusern parkähnliche Anlagen auf leicht gewelltem Gelände, Spielplätze für die Kleinen, Sportanlagen für die Größeren. Zwischen den Häusern in angenehmer Nähe Kindertagesstätten, von der Beckumer Straße bis zur Sterkrader Straße allein drei, im gesamten Gebiet sind es sechs. Dazu kommt der klug in die Landschaft eingefügte, mehrere Gebäude umfassende Komplex der Grundschule "Havelmüller". Nur zu verständlich, dass es junge Familien mit Kindern hierher gezogen hat. Sie leben gern hier und fühlen sich wohl.

Aber die Namslaustraße hat, wie sich herausstellte, auch etwas Verhängnisvolles. Sie ist breit und übersichtlich und führt von der Berliner Straße schnurgeradeaus, parallel zur vielbefahrenen Bernauer Straße, der direkten Verbindungsmagistrale zwischen Tegel und Spandau. Daraus ist für die Anwohner ein Problem entstanden. Ihre schöne, stille Namslauer wird nämlich von vielen als Umgehungsstraße benutzt, und das nicht nur von PKW, es brettern auch häufig LKW, ja sogar BVG-Busse über das Kopfsteinpflaster. Der Lärm wäre ja noch erträglich, aber da sich kaum jemand an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 30 km/h hält, ist der Verkehr eine große Gefahr für die Kinder in den umliegenden Einrichtungen und dem gesamten Wohngebiet. Das wollen die Anwohner nicht hinnehmen. Frederik Guth, Vater der kleinen Milena, die demnächst einen der Kindergärten besuchen wird, wandte sich um Hilfe an die Bezirksverordnete Renate Herranen.

Es wurden Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung beraten und ein entsprechender Antrag an die BVV gestellt. Geprüft werden sollten verschiedene Maßnahmen: das Einfügen von Moabiter Kissen, versetztes Querparken, Einbau einer Diagonalsperre an der Kreuzung Sterkrader/Namslaustraße, die den Durchgangsverkehr umleitet und durch die Namslaustraße unmöglich macht. Der Verkehrsausschuß sprach sich fast einstimmig gegen diese Vorschläge aus und die BVV lehnte ab. Zu viel Aufwand, zu teuer! Dr. Wegner (CDU), Stadtrat für Verkehr, hält die Namslaustraße geeignet für Schwerlast- sowie Durchgangsverkehr und möchte sie dafür auch erhalten.

Und die vielen Kinder, die sie täglich benutzen? Wer sorgt sich um ihre Sicherheit, ihre Unversehrtheit?

Die Eltern! Sie werden sich nicht begnügen mit soviel Gleichgültigkeit und keine Ruhe geben. Schon manche gemeinsame Anstrengung hat Berge versetzt. Eine Elterninitiative ist im Gespräch.

Elfriede Schroth

Frau Wyremblewski:

Eigentlich ist alles hier kinderfreundlich eingerichtet. Kita in der Nähe, Spielplätze hinterm Haus. Wunderbar. Aber wenn ich morgens mit meinem Sohn die Wohnung verlasse und die vorbeirauschenden Autos sehe, wird mir ganz angst. Ich frage mich, was wird sein, wenn er größer wird und allein diese Wege geht. Jeder weiß doch, dass Kinder beim Spielen oft die Gefahr vergessen. Besonders ängstigen mich die Lieferwagen, die oft in Eile sind, weil sie Termine halten müssen. Ja sogar Busse habe ich schon vorbeifahren sehen.

Irgendetwas muß geschehen. Im Interesse der Kinder.

Herr Antolovic:

Ich habe zwei Kinder, neun und vier Jahre alt. Aber ich bin nicht nur in Sorge um die eigenen. Der Gedanke, dass in unserer Straße ein Kind zu Schaden kommen könnte, bedrückt mich. Es muß doch eine Möglichkeit geben, Hindernisse für die Autofahrer einzurichten und mit geringstem Aufwand den größten Nutzen zu erreichen. Aber oft wird erst reagiert, wenn etwas Schlimmes geschehen ist.

Wird Hilfe gebraucht, ich bin dabei!