Schlimme Wortwahl
Wir in Reinickendorf • 05/2004
Leserbrief zum 1. Mai
Unter der Überschrift „Nein zu dieser Politik!“ wird darauf verwiesen, dass die Forderungen von CDU/CSU und FDP nach Zerschlagung der Gewerkschaften immer dreister werden. Gestern abend, am 26.4. in den Nachrichten erhob ein Politiker die Forderungen, den 1. Mai als Feiertag abzuschaffen, da er nur im Interesse der Gewerkschaftsbonzen liege. Ich war schockiert und an den aufkommenden Faschismus am Ende der Weimarer Republik, an die Wortwahl wie 1933 erinnert.
Was war am 1. Mai 1933? Die Nazis riefen zur Demonstration auf dem Tempelhofer Feld auf. Petrus hatten sie nicht auf ihrer Seite, er ließ es schneien. Aber am 2. Mai 1933 wurden in den Morgenstunden alle Einrichtungen der freien Gewerkschaften besetzt, ihr Vermögen beschlagnahmt, zahllose Funktionäre verhaftet, soweit sie nicht schon vorher als Sozialdemokraten, Kommunisten auch als Parteilose ihrer Freiheit beraubt waren.
Soll sich das wiederholen? Darum die zunehmende Militarisierung der Politik, die Diskussion um Möglichkeiten des Einsatzes der Bundeswehr auch im eigenen Land? Dazu darf man nicht schweigen.
Mit 85 Jahren kann ich nicht leider mehr an der Mai-Kundgebung teilnehmen. Tut es bitte für mich mit.
Charlotte Buchmann