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In Berlin ganz oben?

Wir in Reinickendorf • 06/2004

Reinickendorf jetzt auf Rang vier - doch ein politischer und sozialer Naturschutzpark ist es nicht

28. Sitzung der BVV. Bürgermeisterin Wanjura nutzt die Große Anfrage der CDU zum Sozialstrukturatlas für eine „Regierungserklärung“. 40 Minuten lang nennt sie Zahlen über Zahlen, interpretiert, dankt sich, dem Bezirksamt und allen Reinickendorfern für die geleistete Arbeit, rügt den unaufmerksamen SPD-Fraktionsvorsitzenden, vermittelt ein optimistisches Bild. Natürlich gebe es noch Probleme, aber man sei auf dem richtigen Weg...

Die Reinickendorf betreffenden Daten stehen auf dieser Seite. Sie bestätigen: Unser Bezirk ist kein politischer und sozialer Naturschutzpark - und kann es gar nicht sein. Soziale Unterschiede, die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit, gesellschaftliche Ausgrenzungen, Unsicherheit und Resignation machen sich zunehmend auch in Reinickendorf bemerkbar.

Jede/r Achte in unserem Bezirk ist arm, jede/r Sechste ohne Arbeit. Besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter. Das mittlere Pro-Kopf-Einkommen ist seit 1999 geringer geworden. Die Zahl der Wohngeldempfänger hat sich mehr als verdoppelt. Die Schere zwischen Reich und Arm wächst von Norden nach Süden. Es gibt Kieze zum Vorzeigen und soziale Brennpunkte.

Gesundheitsreform und Hartz IV führen zu weiteren Belastungen. Da helfen keine Imagekampagne, sondern konkrete Sozialarbeit vor Ort - und der Protest der Betroffenen.

Wir meinen: Ein wirtschaftlich so starker Bezirk kann und muss mehr tun, um seinen Bürgerinnen und Bürgern ein selbstbestimmtes Leben in Würde, ohne soziale Not, bürokratischen Filz und Machtarroganz zu sichern.

Klaus Gloede

Sozialindex

Der Sozialindex widerspiegelt die soziale Situation in den 12 Berliner Bezirken und 298 Kiezen. Schlüsselindikatoren für die Untersuchung sind: Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug, Lebenserwartung, vorzeitige Sterblichkeit, Bildungs- und Ausbildungsstruktur, Einkommenslage und demographische Merkmale.

Reinickendorf  liegt mit einem Sozialindex von 0,58659 auf dem vierten Platz (nach Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf).

Berliner Kiez-Rangliste

Von 298 untersuchten Kiezen nehmen Reinickendorfer Wohngebiete die Plätze 2 (Zeltinger Platz), 4 (Alt-Heiligensee), 5 (Konradshöhe), 6 (Hermsdorf West), aber auch die Plätze 154 (Waidmannslust), 171 (Tegel Süd), 186 (Teichstraße), 189 (Märkisches Viertel), 230 (Scharnweberstraße) und 237 (Schäfersee) ein.

Wir in Reinickendorf

Alter, Lebenserwartung

16,75 % sind unter 18 Jahren,
18,31 % 18 bis 34,
46,5 % 35 bis 64,
18,43 % 65 und älter.

Die mittlere Lebenserwartung beträgt 77,56 Jahre (Frauen - 80,74, Männer - 74,37).

Ausbildung, Beruf

28,24 % haben Volks- und Hauptschulabschluss,
18,19 % - Fach- und Hochschulreife,
9,3 % - Hochschulabschluss,
21,49 % keinen beruflichen Abschluss.

23,4 % sind Arbeiter,
55,2 % - Angestellte,
9,75 %- selbstständig.

Haushalte

Die mittlere Haushaltsgröße beträgt 1,95 Personen;
26,44 % sind 1-Personen-Haushalte (bis 65 Jahre),
32,19 % sind Alleinerziehende mit Kindern. 

Einkommen

Das mittlere Pro-Kopf-Einkommen beträgt 950 €,
das mittlere Haushalts-Netto-Einkommen  1.725 €.

16 % sind als arbeitslos registriert,
6,26 % erhalten Sozialhilfe,
26,67 % Rente und Pensionen.

11,4 % erhalten weniger als 500 €, d.h. unter der Armutsgrenze.

(Quelle: Sozialstrukturatlas 2003, Daten von 2002)

Sozialstrukturatlas Berlin 2003

www.berlin.de/sengessozv/statistik/index.html