Aufwertung ja, aber für alle
Wir in Reinickendorf • 10/2004
Unsere Vision: Bürgerprojekt Greenwich-Promenade
Vier Ausschüsse der Reinickendorfer BVV tagten am 29. September zusammen im BVV-Saal.
Der Sachstandbericht des Bezirksamtes zum angestrebten Umbau der Greenwich-Promenade zu einer Seepromenade und/oder Flaniermeile, maßgeblich angeschoben durch die Bezirksbürgermeisterin, Frau Wanjura (CDU), war ernüchternd. Der Bericht und die anschließende Diskussion in den Ausschüssen gab leider keinen Anlass zur Hoffnung auf ein gutes Ende, das den Anwohnern und Touristen gerecht werden würde.
Ein sog. Großinvestor, der per Interessensbekundungsverfahren gesucht wurde, hat sich nicht gefunden. Und die deutlich heruntergefahrenen Pläne, die das Bezirksamt präsentierte, lassen befürchten, dass der Blick auf das Ganze verstellt und die Vision völlig aus den Augen verloren wird.
Vier kleinere Projekte sind nun angestrebt und wurden von den Investoren selbst bzw. dem Bezirksamt vorgestellt. Doch leider tragen diese hinsichtlich einer stadtplanerischen Gesamtkonzeption, einer „Vision“ und einer Verbesserung der Wohnqualität zum Einen und einer deutlich attraktiveren Anziehungskraft touristischer Angebote zum Anderen, keineswegs Rechnung.
„Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet“ klang es aus der FDP-Fraktion. Vieles spricht dafür, dass sowohl Bezirksamt als auch die CDU-Führungsriege der Wille einer nachhaltigen, bürgerorientierten Umsetzung einer im Grunde zumindest diskussionswürdigen Idee abhanden gekommen ist. Schade – doch eine nicht unerwartete Entwicklung.
Gründe sind leicht zu erahnen: Eine Vision zur Umgestaltung eines Areals muss in erster Linie von den Interessen der Bürgerinnen und Bürger ausgehen. Die CDU und wohl auch die maßgeblich Verantwortlichen im Bezirksamt denken offensichtlich, es würde reichen, die Wirtschaft anzusprechen, dann liefe alles von allein. Würde erst einmal investiert, entstünden Arbeitsplätze. Alles andere richtet sich dann.
Nein, so geht es nicht. Der Vertreter der Bürgerinitiative stellte fest, dass die befürchtete Störung der Anwohner nun wohl vermieden würde, läge leider nicht an besserer Erkenntnis, sondern wäre nur im Mangel an Investoren begründet. Und das „Totschlagargument“, es entstünden Arbeitsplätze, hielte einer Analyse auch nicht stand. Dem Unverständnis, warum sich das Bezirksamt im Vorfeld des „Tigersprunges“ nicht mit den Anwohnern zusammen gesetzt habe, schließt sich die PDS Reinickendorf an.
Ein Ideenwettbewerb in enger Zusammenarbeit mit den Anwohnern und andere Interessenten würde bei allen gut ankommen, eine nachhaltige Planung ermöglichen und dann von den Beteiligten mitgetragen. Wir schlagen vor, die Gestaltung der Greenwich-Promenade als Bürgerprojekt neu zu inszenieren und einer wirklich bürgernahen Vision Chancen zu geben. Vielleicht kann die Bürgerinitiative ja diese Anregung geben?
Jürgen Schimrock