Wahlkampf-Amüsements

Wir in Reinickendorf • 10/2005

Natürlich war der Wahlkampf anstrengend. Aber er hatte auch seine schönen Seiten - vom guten Ergebnis für die Linkspartei gar nicht zu sprechen. Wahlhelfer berichten davon auf dieser Seite.

Die da oben...

Am Dienstag nach der Wahl: Öffentlich-rechtliches Fernsehen zur besten Sendezeit. Schauplatz: ein Schloss, Zeit: der Wahlabend, Akteure: auserlesen geladene Gäste des deutschen Hoch- und Niederadels, “veredelt“ mit Figuren aus höchsten Einkommensgruppen, und die obligatorischen „Schönen“, die so einen Abend schmücken sollen.

Da wurde gescherzt und von erwarteten, wieder gülden schimmernden (sprich: profitablen) Zeiten geschwärmt, wäre erst der lang ersehnte Regierungswechsel in Deutschland vollzogen.

Doch, am Ende des Abends: lange Gesichter, leere Säle, bereits ausgeschenkter, dann doch nicht nicht getrunkener Champagner, Untergangsstimmung - ungerechte Welt. „Klammheimliche Freude“ dagegen beim Betrachter.

Nein, die Parteien „derer da oben“ haben nicht genug Stimmen bekommen von „denen da unten“ - bei „denen“, bei uns, gab es Sekt und Bier - und das war gut so.

J.S.

Taktik

Vor dem Jobcenter in der Miraustraße in Berlin Tegel: Ein arbeitsloser Erzieher erklärt nach einer kurzen Diskussion: Ich werde diesmal - noch einmal - zur Wahl gehen und die Linkspartei wählen. Und zwar nur aus dem einzigen Grund, dass eine große Koalition erzwungen wird. Dann werden wir sehen, was die Linke im Bundestag macht.

Die taktischen Überlegungen waren richtig und das Tun des Mannes erfolgreich

Mh

Eigentor

Dummheit soll man bekanntlich niemand verargen. Sie hat einen oder sie hat einen nicht. Sollte es lediglich Dummheit gewesen sein, bitte ich also, der Reinickendorfer CDU keinen Vorwurf daraus zu machen, dass sie sich so energisch über einen Konzernvorstand (das ist keine Gewerkschaftsfunktion!) Peter Hartz entrüstete, „der uns erklären will, dass für Arbeitslose Sozialhilfe gut genug ist, wo er selbst mit dem von den Mitarbeitern von VW hart erwirtschafteten Geld sich in Luxushotels in der ganzen Welt mit brasilianischen Schönheiten amüsiert haben soll“ („Der Fuchs in Reinickendorf“, 3. Quartal, Seite 7). Sie muss es nicht unbedingt gewusst haben, dass die Hartz-Pakete von der CDU-Mehrheit im Bundesrat ohne jeden Zwang mit einigen zusätzlichen Gemeinheiten versehen und dann abgesegnet worden waren. Falls aber die Reinickendorfer CDU-Leute dieses wussten und lediglich unterstellten, die Reinickendorfer wären dumm genug, ihnen ihre Entrüstung zu glauben. dann wäre das wirklich ein Grund zum Übelnehmen.

H.S.

Sichtbar vor Ort

Das Reinickendorfer Resultat kann sich sehen lassen, mit einem Spitzenwert von 17,3 Prozent im Zentrum des Märkischen Viertels. Wie bisher schon haben wir unsere besten Werte ausnahmslos in den Wohngebieten erzielt, in denen die Einkommen am geringsten und die sozialen Probleme am größten sind. Die Linkspartei wird demnach von der Bevölkerung als politische Kraft erkannt, die sich der Lösung der sozialen Frage verschrieben hat.

Mit fast 30 Ständen, vielen Plakaten und weit mehr als 20.000 Zeitungen haben wir den Bürgerinnen und Bürgern in Reinickendorf gezeigt, dass es die Linke auch hier real vor Ort gibt.

Andreas Wehr