Am Rande

Wir in Reinickendorf • 11/2005

In der vorigen Ausgabe fragten wir an dieser Stelle dem Verbleib eines Schafspelzes nach. Sie erinnern sich vielleicht? Wir hatten informiert, dass die CDU in einer ihrer Reini­ckendorfer Wahlpublikationen die Linkspartei und die WASG als „Wolf im Schafspelz“ denunzierte, und dass auf dem zugehörigen Foto zwar ein Wolf, aber eben kein Schafsfell zu sehen war. Dessen Verbleib kann jetzt als zweifelsfrei geklärt gelten:  Frank Steffel, CDU-Kandidat in Reinickendorf, hat es vorsorglich zum Eigengebrauch bei den Berliner Landeswahlen im nächsten Jahr beiseite gelegt.

Dies ergibt sich aus seinem Versuch bei dem jüngsten Tegeler Gespräch der CDU, das „schlechteste Wahlergebnis der CDU in Reinickendorf seit 45 Jahren“ zu erklären. Er meinte, man hätte besser auf ein starkes soziales Profil setzen sollen (sozial ist, was Reichtum schafft?), man hätte im Wahlkampf nicht so viele Themen ansprechen sollen (nicht alles gleich ausplaudern?)  und überhaupt, man hätte viel populistischer agieren sollen. So vermeldet es ein CDU-Eigenbericht. Kreide fressen ist also angesagt, sonst gingen der CDU bei den  Berliner Wahlen mit einem ähnlichen Ergebnis sechs von sieben Reinickendorfer Wahlbezirken und das schöne Bezirksbürgermeisteramt flöten.

Dies ist immerhin verständlicher als der Ansatz des Berliner CDU-Generalsekretärs, Henkel, bei einem Treffen mit CDU-Ortsgruppenvorsitzenden. Der hatte Werbebilder der Kosmetikfirma Nivea gezeigt, um zu veranschaulichen, wie eine richtige Werbestrategie zukünftig aussehen müsse.  Es gibt da aber einige Unterschiede zwischen Nivea-Creme und CDU-Politik. Der wichtigste: Wer Nivea-Creme verwendet, ist durchaus ordentlich eingeschmiert. Bei der Verwendung von CDU-Politik fängt das Wort nicht mit „ei“, sondern mit „a“ an.

Jochen Eser