Ein Denkmal, denke mal

Wir in Reinickendorf • 5/2005

Der Krieg, in den Theodor Körner zog

Deutschland hat viele Kriegerdenkmäler. Die meisten haben den gleichen Mangel: Sie dokumentieren nicht, wie erschreckend groß die Opfer tatsächlich waren, die die Bevölkerung des Aufstellungsortes brachte, und sie benennen nicht die Ziele des Krieges, in dem die Opfer starben. Für die Ehre?

Das Denkmal für die Gefallenen und Opfer der Weltkriege in der Wiltinger Straße (Frohnau) ist seit kurzem grundsaniert. Vermutlich kriegt es auch den Geleitspruch wieder, den es ursprünglich trug. Der stammt aus einem Brief von Theodor Körner an seinen Vater, in dem er seinen Entschluss begründet, als Freiwilliger in den Krieg zu ziehen. Er lautet: „Zum Opfertode für die Freiheit und die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu.“

Allerdings: Der Krieg, in den der begeisterungsfähige Jüngling zog und in dem er als Lützower Jäger fiel, war der Befreiungskrieg gegen die napoleonische Fremdherrschaft und zugleich ein Kampf für bürgerliche Reformen im eigenen Lande - eine ganz andere Aufgabenstellung als diejenige, mit der im 20. Jahrhundert deutsche Heere in andere Länder einbrachen. Körners Auffassung von der Ehre seiner Nation war konkret und kann sich anstandslos befragen lassen.

Die Pflege des Frohnauer Denkmals ist kürzlich von der Reservistenkameradschaft „Oberst Wilhem Staehle“ übernommen worden. Oberst Staehle hatte Verbindungen zum (sehr späten) Putschversuch des 17. Juli 1944 gegen Hitler, wurde danach verhaftet und in der Nacht vom 22. auf den 23. April am Lehrter Stadtbahnhof von der SS erschossen. Gefallen für die vorzeitige Beendigung des zweiten Weltkrieges und für die Abwendung seiner schlimmsten Folgen für das deutsche Volk. Ebenfalls eine sehr konkrete Ehrauffassung.

Übrigens: Bei dem Schriftsteller Ehm Welk gibt es einen alten Mann, der hatte im Krieg ein Bein verloren. Das nannte er sein Heldenbein; wenigstens dieses Bein war was Besseres geworden. Er war es trotzdem zufrieden, es nicht bis zum ganzen Helden geschafft zu haben.

Eser