Am Rande
Wir in Reinickendorf • 8/2005
Verdrängung statt Hilfe
So haben sie es schon immer gemacht wenn es Probleme gab - die Gutsituierten, die Etablierten, die Betuchten in den deutschen Städten. Probleme wurden nicht gelöst, sondern man wurde sie los.
Aber nicht etwa, in dem man Ursachen beseitigte, oder wenigstens therapeutisch agierte. Nein, unsere vermeintlichen Eliten machten und machen es sich meist einfach: Die Symptome müssen verschwinden. Das Augenscheinliche stört, Dreck muss weg auch wenn er sich in Gestalt von Menschen darstellt.
Da hat sich unser Baustadtrat Wegner (CDU) wieder mal beispielhaft geäußert. Trinker sollen aus dem öffentlichen Straßenbild und aus den Parks verschwinden - zumindest aus Reinickendorf. Richtig zur Kasse will er sie bitten, die ungebetenen Gäste auf der Straße. Da wird anderes Maß angelegt, als bei den offiziellen "Biermeilen", jenen Besäufnissen (auch in Reinickendorf), die Steuergelder in die leeen Staatskassen spülen sollen.
Ja, so ist er, unser Stadtrat. Die Volkskrankheit Alkoholismus passt nicht ins Schema, passt halt nicht einen bürgerlichen Bezirk. Er weiß zwar, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, aber das berührt ihn als Stadtrat für Bauwesen natürlich nicht. Sollen sich Andere damit rumschlagen. Mehr Freizeitangebote lehnt er natürlich ab, das sei "Sozialromantik". Ja, so denkt er und mit dieser Denke will er, so wird gemunkelt, im nächsten Jahr dann auch ins Berliner Abgeordnetenhaus. Ob die jemanden mit so eingeschränktem Weltbild da wirklich brauchen können? Also, besucht Euren Stadtrat in seiner Stammkneipe. Vielleicht gibt er ja einen aus.
Horst Jusch