Am Rande

Wir in Reinickendorf • 04/2007

Siegen lernen

Wo haben wir das bloß schon mal gehört? Die Zeitschrift der CDU Frohnau berichtet in ihrer März-Ausgabe stolz, CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger habe als Ehrengast beim Neujahrsempfang der CDU Frohnau und Hermsdorf die Gastgeber “außerordentlich gelobt“ und gesagt, “von Reinickendorf lernen hieße siegen lernen“.

Ach ja, das hörten wir in der DDR. Da bezog sich der Spruch vom Siegenlernen auf die Sowjetunion, bis dort Glasnost erfunden wurde, was so etwa “Transparenz“ heißen sollte. Da wurde er aus dem Sprachgebrauch gestrichen. Die Reinickendorfer CDU wird natürlich derartige Erfindungen nicht machen – sie vertritt bereits die beste aller Demokratien, in der der Bürger bei den Wahlen seine Stimme abgibt und dann zu schweigen hat.

Die eigentlich spannende Frage ist, was von Reinickendorf zu lernen wäre. Darüber steht nichts in dem Bericht. Drei Gründe sind denkbar. Entweder hat Pflüger nichts dazu gesagt; oder der Autor bzw. die Autorin hat es nicht verstanden; oder die Einzelheiten sind nichts für den Plebs. Wir können nur raten. Gehen wir davon aus, dass die CDU bei den letzten Wahlen im Wahlkreis Frohnau/ Hermsdorf das beste ihrer Berliner Ergebnisse einfuhr, dann bleibt fürs Nachmachen nur diese Schlussfolgerung: Ganz Berlin ist in eine Region zu verwandeln, in der die Bürger gute Einkommen haben und in Eigenheimen im Grünen wohnen.

Lediglich eine Frage ist noch nicht gelöst: Wohin werden diejenigen ausquartiert, die zum Erwirtschaften der guten Einkommen oder als Arbeitsreservisten benötigt werden oder die sogar völlig gegen den Bedarf auf die Welt gekommen sind?

Jochen Eser