Pro Ethik heißt nicht contra Reli

Wir in Reinickendorf • 1/2009

Reinickendorfer Juso-Vorsitzender Alexander Ewers zum Volksbegehren

Seit Monaten versuchen die Kirchen sowie die Berliner CDU und FDP als Mitglieder des Aktionsbündnisses „Pro Reli“ durch Plakate mit den Texten „Es geht um die Freiheit. Keine Bevormundung durch den Staat!“ (das erinnert doch stark an den CDU-Wahlkampfslogan „Freiheit statt Sozialismus“) und „Besser, wenn man wählen kann“ sowie Briefe an alle Berliner Haushalte den Berlinerinnen und Berlinern weiszumachen, dass ihre Freiheit gefährdet sei, weil es ein Pflichtfach Ethik gibt.

Dies ist eine Diskriminierung und Diskreditierung aller jener Menschen, die das Volksbegehren ablehnen, aber eben nicht die Kirche. Was die Kirchen und CDU und FDP dem Senat vorwerfen, nämlich die Wahlfreiheit abzulehnen und zu behindern, praktizieren sie selbst. Sie wollen junge Menschen dazu zwingen, sich zwischen Religion oder Ethik zu entscheiden. Das heißt, wer sich für den Religionsunterricht entscheidet, kann nicht am Ethikunterricht teilnehmen.

Der Berliner Senat setzt sich aber für die Freiheit ein, Religion und Ethik zu wählen. Pro Ethik heißt eben nicht contra Reli. Die von der Initiative „Pro Reli“ geforderte Toleranz und Verständigung erwarte ich auch von der Jungen Union Reinickendorf, die auf ihrer Homepage gegen den Senat wettert, aber nicht zur Kenntnis nehmen will, dass genau dieser Senat bis zu 90 Prozent der für den Religionsunterricht anfallenden Personalkosten zahlt.

Im Jahr 2007 waren das immerhin 47 255 414 Euro. Es ist unredlich, dem Senat Bevormundung vorzuwerfen, aber die finanziellen Mittel aller Steuerzahler in Anspruch zu nehmen. Wenn die Junge Union Reinickendorf im selben Artikel schreibt, das Zwangsfach Ethik hätte eine enorme Abwertung des Religionsunterrichts zur Folge, der von immer weniger Schülern freiwillig besucht würde, muss man sich doch fragen, ob die Junge Union diese Schüler nun zwingen möchte, den Religionsunterricht zu belegen.

Als bekennender Christ setze ich mich – ebenso wie die SPD – für die Freiheit ein, Religion und Ethik zu wählen.



Keine Bekenntnisschulen

Unsere Schulen sind Lern- und nicht Bekenntnisschulen. Eine hypothetische Trennung Schulen für Kenntnis / Religionsunterricht fürs Bekenntnis ist ... eine ideologische Selbsttäuschung. Es geht nicht um eine solche absolute Trennung, sondern es geht um die Freiheit der Schüler vom Druck zum Bekennen.

Emil Cauer, Pfarrer im Ruhestand


Der von den Leitungen der christlichen Kirchen unterstützte Verein Pro Reli wirbt mit dem Begriff der „Wahlfreiheit“ zwischen Religions- und Ethikunterricht.

In Wahrheit strebt dieser Verein einen Wahlpflichtbereich Religion/Ethik an. Damit will er SchülerInnen vor einen Abwahlzwang stellen: Sie müssten sich dann entscheiden, ob sie weiter den bisher gemeinsamen Ethikunterricht oder den Religions- bzw. Weltanschauungsunterricht wählen. Beides zu besuchen, Ethikunterricht und Religions- bzw. Weltanschauungsunterricht, wäre ihnen dann unmöglich gemacht. Pro Reli will damit den Ethikunterricht in den Klassen 7-10 als gemeinsamen Unterricht abschaffen!

aus: Flugblatt ProEthik 11/08