Am Rande

Wir in Reinickendorf • 4/2009

Augen zu und durch!

So lautet das Motto der Grauen für die Bekämpfung des Neofaschismus. Diesen Eindruck kann oder muss man gewinnen, wenn man sich die Antwort der Grauen in der Reinickendorfer BVV auf meine Bürgerfrage zum „Runden Tisch gegen Gewalt“ zu Gemüte führt: Mit solchen Bürgerfragen gäben wir den Rechtsextremisten eine Bühne und machten für sie Werbung.

Liebe Graue, Sie haben Recht. Auch andere Probleme bekämpft man durch Wegschauen - leider:

Die Auswirkungen des Klimawandels werden bekämpft, indem sie in der Öffentlichkeit ignoriert, die Gefahren heruntergespielt werden und über Lösungsansätze nur in vertraulichen Sitzungen erörtert wird.

Das Problem häuslicher Gewalt wird dadurch gelöst, dass es in den Medien weitgehend totgeschwiegen wird. Die Menschen, die dieses Problem in der Verwandtschaft, bei Freunden und Bekannten wahrnehmen, sollen es ignorieren und nicht couragiert eingreifen.

Ebenso wird natürlich Drogenmissbrauch verringert, indem nicht in der Öffentlichkeit darüber diskutiert wird. Drogentote verhindert man am Besten, indem nicht in Medien und öffentlichen Einrichtungen über Gründe und Symptome für Drogenmissbrauch und Hilfsmöglich­kei­ten informiert wird.

Es scheint, liebe Graue, das Vogel-Strauß-Prinzip ist euer Ansatz für die Lösung der Probleme und Missstände der heutigen Zeit. Ich meine: Ein falsches. Die Verantwortung für gesellschaftliche Probleme ist eine zutiefst demokratische, eine öffentliche - erst recht wenn es um menschenver­achtende Ideologien und damit zusammenhängende Gewalt geht.

Michael Rohr