Millionäre zur Kasse!

Wir in Reinickendorf • 5/2009

„WiR“ sprach mit dem Reinickendorfer Gewerkschafter Klaus Murawski

Wie spürt Ihr bei OTIS die Krise?

Die Unternehmensführung will trotz Krise weiter machen wie bisher. Sie hat sich das Ziel gesetzt, eine Rendite von über 20 Prozent zu erreichen; dafür soll jeder vierte Mitarbeiter in der Berliner Hauptverwaltung gehen. Vor 15 Jahren hatten wir bei OTIS Deutschland  noch die doppelte Anzahl an Mitarbeitern. Unsere Erfahrung ist: weggebrochene Arbeitsplätze kommen nicht wieder.

Die Kollegen sind skeptisch. Dieter Scholz spricht von einer Systemkrise. Keiner glaubt, dass es einfach so weiter gehen könnte. Die Politik darf nicht nur Feuerlöscher sein. Wer profitiert und die Krise verursacht hat, soll auch dafür zahlen.

Die IG Metall fordert in ihrem Aktionsplan „Aktiv aus der Krise - Gemeinsam für ein GUTES LEBEN“, die derzeitige kapitalistische Entwicklung müsse in einen demokratisch gesteuerten Entwicklungspfad überführt werden.

Richtig. Aber das hört die DGBBundesspitze nicht so gern. Dort spricht man lieber vom Justieren des Systems. Wir wollen mehr betriebliche Mitbestimmung. In unserem Aktionsplan heißt es dazu:

„Unternehmen müssen sich dem Vorrang demokratisch legitimierter Politik unterordnen, und Aktionärs- und Gesellschafterinteressen dürfen künftig keinen Vorrang mehr vor den Interessen der Beschäftigten und dem Gemeinwohl haben.“ Das stimmt mit der Position von Oskar Lafontaine überein, der Belegschaftsbeteiligungen am Betriebsvermögen fordert, um die Mitbestimmung in den Unternehmen zu stärken.

Was kann man tun?

Wir müssen Druck machen, auf die Straße gehen. Deshalb sind wir bei der Demo am 16. Mai im Rahmen der Aktionstage des Europäischen Gewerkschaftsbundes.

Das Interview führte Klaus Gloede

 

„Die Linke ist ... die einzige Partei, die hinter Gewerkschaftsanliegen steht. Beispiele sind: Abschaffung des Anti-Streikparagraphen, Ausbau der Mitbestimmung, höherer Hartz IV-Satz, Verlängerung des Arbeitslosengeldes, Mindestlohn, Vermögenssteuer. Die SPD erzählt auf den Marktplätzen, sie sei dafür, im Bundestag stimmt sie mit Nein.“

Oskar Lafontaine, Berliner Zeitung, 30.4.2009