Am Rande

Wir in Reinickendorf • 7/2009

Nach der OP

Vor einiger Zeit musste ich mich einer Operation unterziehen. Ein Tag Intensivstation und dann die normale Station. Es gab viele Gespräche mit anderen Patienten, Besuchern, den Schwestern und jungen Ärzten. Unterschiedliche Meinungen gab es zur Verweildauer der Patienten nach einer OP. Einige meinten, ein kurzer Aufenthalt im Krankenhaus erspart allen Menschen viel Geld.

Jawoll, sag ich. Wie wäre es, wenn die Patienten gleich vom OP-Tisch nach Hause entlassen werden? Blutspuren könnten verraten, ob der Patient nach Hause oder in die Kneipe verschwunden ist. Man könnte später noch mehr sparen: Chirurgen sollten ihr Handwerkszeug einpacken und zu den Patienten nach Hause gehen und auf dem Küchentisch operieren. So wären ganze Krankenhäuser einzusparen.

Spaß beiseite, diese Gedanken sind natürlich makaber, aber sie kommen einem angesichts der „Politik des Geldes“. Wie sieht es denn real aus, wenn der Patient eine OP überstanden hat und nach drei bis vier Tagen Aufenthalt im Krankenhaus nach Hause geschickt wird. Er soll sich bei seinem Hausarzt melden und nach zehn Tagen die Fäden oder Klammern entfernen lassen.

Schmerzen braucht er keine zu leiden. Schnell wird eine Schmerz­tab­­lette verabreicht. Nicht Ursachen werden gesucht, nur die Wirkung bekämpft. Auch Folge des Sparzwangs.

Noch ein Vorschlag zur Güte: Dem Patienten werden Schere, Zange und Tupfer mitgegeben, das Entfernen der Klammern oder Nähte wird von der Familie oder guten Freunden erledigt. Eine innovative, kreative und gleichzeitig kontaktfördernde Sparmaßnahme, oder?

Ach ja, die benutzten Utensilien müssten natürlich wieder zurück. Werden ja noch gebraucht...

Euer Patient K-H Jo