In Tegel den sozial-ökologischen Umbau Berlins vorantreiben!
Berlin-Info 01/2010
Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologie und Waldaktien zur Renaturierung
Grüne Politik ist nicht notwendigerweise links, aber linke Politik unter den Bedingungen der globalen Klimaerwärmung ist notwendigerweise grün. Aus linker Perspektive ist dabei ökologische Nachhaltigkeitspolitik mit einer neuen sozialen Idee zu verbinden. Mit dieser von SPD wie Grünen vernachlässigten Zielsetzung hat unser Landesparteitag unlängst die Klimapolitik mutig zu einem der Schwerpunkte der LINKEN in den kommenden Jahren erklärt. Konsequent hat er die Frage der Nachnutzung der Flughafengelände in Tempelhof und Tegel in diesen Zusammenhang gestellt.
Rot-Rot in Berlin hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele bis 2020 gesetzt. Um diese zu erreichen, ist nicht weniger als ein Strukturwandel in fast allen gesellschaftlichen Bereichen erforderlich, der gleichzeitig dem linken Anspruch an eine soziale Stadt gerecht wird. Die außerordentlichen Möglichkeiten, die die Nachnutzung der riesigen, frei werdenden innerstädtischen Flächen in Tempelhof und Tegel bietet, müssen hierfür genutzt werden.
Die Ergebnisse des Werkstattverfahrens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Zukunft des Tegeler Feldes gehen grundsätzlich in die richtige Richtung. Im Zentrum steht die Idee, Terminalgebäude und Umgebung als Standort für einen „Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologie“ zu nutzen und gleichzeitig einen großen Teil des Geländes als Landschafts- und Naturraum sowie Kaltluftschneise zu erhalten.
Für die notwendige Teil-Renaturierung schlägt DIE LINKE eine Aufforstung nach dem Konzept der Waldaktien vor. So könnten Touristen, die nach Berlin kommen, ihren Ausflug CO²-neutral gestalten, indem sie für zehn Euro einen Baum pflanzen lassen. Natürlich können sich auch Berlinerinnen und Berliner mit Waldaktien an der Renaturierung beteiligen und sich so im wahrsten Sinne des Wortes diesen neuen Naturraum aneignen.
In den kommenden Monaten muss der Nachnutzungsprozess dringend bürgernäher gestaltet, müssen die lokalen Akteure gezielt einbezogen werden. Nur so kann dieser Prozess mit der Frage der Lebensqualität in den betroffenen Bezirken verknüpft werden. Anstelle einer aufwändigen, nicht natürlichen und teuren Freiraumflächennutzung will DIE LINKE eine behutsame Entwicklung von zur Naherholung erschlossenem Naturraum. Es darf keine überbordende Flächenangebotsplanung, losgelöst von klaren Nutzungsabsichten, erfolgen. Bei der Ansiedlung sollte auf Umweltindustrie, -forschung und -entwicklung zu guten Arbeitsbedingungen orientiert werden. Eine Schwerpunktsetzung auf die Erforschung und Produktion von Elektromotoren und Energiespeichertechnik für Fahrzeuge hätte in besonderem Maße Vorbildcharakter auf dem Weg zum sozial-ökologischen Umbau Berlins zur vielleicht ersten deutschen Stadt mit einem ÖPNV, der ohne fossile Brennstoffe auskommt.
Felix Lederle, Mitglied des Landesvorstands
Nachnutzung Flughafen Tegel
Im Herbst 2011 wird der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) den gesamten Flugverkehr von und nach Berlin übernehmen. Die Stadt steht vor der großen Herausforderung und hat die Chance, Konzepte zur Nachnutzung von Tegel langfristig und öffentlich zu erarbeiten, zu diskutieren und dann umzusetzen. Am 9. Dezember 2009 fand bereits die 3. Standortkonferenz statt. Deren Ergebnisse – Konzepte und Überlegungen zur Änderung des Flächennutzungsplanes werden noch bis 15. Januar 2010, Mo–Sa 10–18 Uhr, in einer Ausstellung im Lichthof der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin) gezeigt
Daten & Fakten:
Flughafen Tegel
Größe: 461 ha, davon 159 ha, (34 Prozent) im Eigentum des Landes Berlin, 302 ha (66 Prozent) gehören dem Bund
Flugfeld: Länge Start- und Landebahnen 3,0 km / 2,4 km, Fläche Start- und Landebahnen 340.000 m²
99 Gebäude, davon 66 Gebäude in Tegel Nord, 33 Gebäude in Tegel Süd
Architekten: Gerkan, Marg und Nickels
erbaut von 1969 bis 1976
1948–1990 Flughafen der französischen Alliierten
1960 Aufnahme des zivilen Luftverkehrs
1975–1985 gesamte zivile Luftfahrt Westberlins über Tegel
3.10.1990 Planfeststellung als ziviler Flughafen
2.2.2006 Bescheid über die Aufhebung der Planfeststellung
Seit Beginn des Jahres 2009 arbeitet ein vom Landesvorstand gebildetes Kompetenzteam zur Nachnutzung der Berliner Flughäfen. Die LINKE Reinickendorf hat bereits im März 2009 ein öffentliches Forum zur Nachnutzung des Flughafens Tegel durchgeführt und eigene Vorschläge unterbreitet. Diese werden vom Kompetenzteam und von der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus sowie dem Landesvorstand der LINKEN Berlin unterstützt.
Ein Workshop im Reinickendorfer Roten Laden, an dem u. a. die Umweltsenatorin Katrin Lompscher (DIE LINKE) und die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Marion Platta, teilnahmen, brachte weitere Konkretisierungen auf den Weg. Diese können unter die Überschriften „Ökologische Zukunft Berlins“, „Aneignen mit Waldaktien“, „Konzepte für mehr Lebensqualität in Reinickendorf“ und „Abgasfrei durch die Stadt?“ gefasst werden.
Mehr und ausführliche Informationen zur Nachnutzungsdebatte für das Flughafenareal Tegel und zu den Vorschlägen der LINKEN Berlin sind auf der Homepage der LINKEN Reinickendorf zu finden: www.die-linke-reinickendorf.de/txl
Jürgen Schimrock, Mitglied des Bezirksvorstands Reinickendorf