Sind Sie ausgelastet, Frau Wüsten?

Wir in Reinickendorf • 2/2010

WiR sprach mit der Pankower Integrationsbeauftragten

Frau Karin Wüsten, Sie sind Integrationsbeauftragte im Bezirksamt Pankow. Welche Aufgaben haben Sie konkret?

Erstens bin ich Ansprechpart­ne­rin für Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund und Mittlerin zwischen ihnen und der Pankower Verwaltung. Darüber hinaus arbeite ich eng mit einer Reihe von Migran­tenvereinen, -projekten und -initiati­ven zusammen, die Rechts- und So­zial­beratung anbieten, Hilfe bei Behör­dengängen, Integrationskur­se, Qualifizierung und Unterstützung für die Arbeitssuche oder Möglichkeiten zur interkulturellen Begegnung. Wir sprechen uns regelmäßig über Probleme und Erfordernisse ab.

Zweitens bin ich Koordi­na­torin des Lokalen Aktionsplanes Pankow, mit dem wir an dem bundesweiten Programm „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ teilnehmen. Damit wenden wir uns übrigens an alle Einwohner. Der Aktionsplan umfasst bisher 28 Projekte, nicht zuletzt dafür, dass wir Pan­kower Bürger nicht beiseite sehen bei Akten von Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit oder Rassismus.

Und drittens liegt die Ge­schäfts­stelle des Pankower Integrationsbeirates in meinen Händen.

Bitte ein paar Worte mehr zu diesem Beirat.

Seine Mitglieder wurden von der BVV gewählt. Er hat die Aufgabe, Chan­cen­gleichheit, Beteiligung, Akti­vierung und Eigeninitiative von im Bezirk Pankow lebenden und arbeitenden Menschen mit Migra­tions­hintergrund und auch von Flücht­lingen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus sicherzustellen. Laut Geschäftsordnung berät er das Bezirksamt und die Bezirksverord­neten­versammlung in allen diesen Fragen. Ihm gehören 20 stimmberechtigte Mitglieder an, davon elf mit eigenem Migrationshintergrund, und er wird geleitet vom Bezirksbürgermeister. Der Beirat kann zu bestimmten Themen Gäste zu seinen Sitzungen einladen, zum Beispiel von Ämtern, vom Bezirkselternausschuss, von den Wohnungsgesellschaften, der Arbeitsagentur Berlin-Nord, Unternehmervereini­gungen, Arbeitslosenorganisa­tionen, Gewerkschaften und Sportvereinen. Er tagt sechs Mal im Jahr, aber in der Zwischenzeit arbeiten eine Reihe Arbeitsgruppen. Derzeit wichtigste Aufgabe ist die Erstellung eines bezirklichen Integrationskonzepts, das gemeinsam vom Bezirksamt und vom Integrationsbeirat erarbeitet wird.

Womit befassen die Arbeitsgruppen sich?

Mit den Themen Bildung, Partizipation, Erwerbstätigkeit und Interkulturelle Öffnung der Verwaltung. Das sind die Handlungsfelder unseres künftigen Integra­tions­konzepts. Wir haben als erstes untersucht, wie weit Kindertagesstätten, Schulen und auch Jugend­frei­zeiteinrich­tun­gen auf einen wachsenden Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eingestellt sind. Wir haben viel Interessantes dabei kennen gelernt und möchten das verbreitern.

Im Augenblick führen wir Umfragen in den Pankower Bürgerämtern durch, einfache Fragen, wie gut sich Migranten dort orientieren können und wieviel Eingehen auf ihre Probleme sie finden. Uns ist klar, dass wir in den Ämtern mehr Menschen anderer Herkunft und mehr Sprachkundige brauchen, aber das ist unter den derzeitigen Beschränkungen für Neueinstellungen nicht zu machen. Hier brauchen wir ein verändertes Denken dergestalt, vorhandene Potenziale und Ressourcen zu nutzen und weiter zu entwickeln.

Was wird aus den Erkenntnissen der Arbeitsgruppen und des Beirates?

Die Ergebnisse fließen in das Integrationskonzept ein. Dessen Entwurf wird breit zu diskutieren sein, ehe ein fertiges Papier vorliegt. Darüber hinaus – und das ist ebenso Bestandteil der Geschäftsordnung – hat der Beirat das Recht, über den Bürgermeister oder den BVV-Vorsteher Anregungen und Handlungsempfehlungen an das Bezirksamt oder die BVV heranzutragen.

Halten Sie ein „Gesetz zur Gleichstellung und Integration“ für notwendig?

Ja. Vieles, was gegenwärtig nur Empfehlung ist, sollte verbindlich gefasst und abgesichert werden.

Hans Schuster