Soziales Engagement in Reinickendorf
Wir in Reinickendorf • 9/2010
Im Gespräch: Die Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales Carola Bluhm (DIE LINKE) und die Superintendentin im evangelischen Kirchenkreis Reinickendorf Beate Hornschuh-Böhm
Sozialsenatorin Carola Bluhm traf am 19. August mit Superintendentin und Pfarrerin Beate Hornschuh-Böhm im Herrmann-Ehlers-Haus in Wittenau zu einem freundschaftlichen Gespräch zusammen.
Sie wurde von Felix Lederle, Mitglied des Landesvorstandes der Berliner LINKEN, Yusuf Dogan, Bezirksvorsitzender und weiteren Mitgliedern des Bezirksvorstandes der Reinickendorfer LINKEN begleitet.
Die Superintendentin und weitere Verantwortliche der evangelischen Kirche in Reinickendorf vermittelten ein eindrucksvolles Bild über das soziale Engagement der Kirchengemeinden „rund um und jenseits ihres Kirchturms“.
Besonders interessiert zeigte sich die Sozialsenatorin an den Erfahrungen der Kirche beim Kampf gegen die strukturelle Armut im Bezirk, bei der Entwicklung des Ehrenamtes, der interkulturellen Öffnung der Diakonie und der Einstellung auf neue Bedürfnisse und Lebensformen der Menschen.
Carola Bluhm kritisierte u. a. die Hartz-IV-Pläne von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen. Ihre Darlegungen zu den Zielen eines Partizipations- und Integrationsgesetzes in Berlin fanden viel Verständnis bei den Kirchenvertretern. Wie bekannt, verbinden die LINKE und die evangelische Kirche in Reinickendorf - wie viele andere politische und gesellschaftlichen Kräfte im Bezirk - damit die Erwartung, dass Reinickendorf endlich eine den Bevölkerungsanteilen der Ausländer und Migranten adäquate demokratische Vertretung im Bezirk (Integrationsbeauftragte, -beirat) erhält.
Frau Hornschuh-Böhm benannte die vielschichtigen Probleme, die es natürlich auch in diesem Bezirk gebe. Gewaltprobleme, die zunehmend von Jugendlichen ausgehen sowie zwischen ihnen, bereiten derzeit viele Sorgen. Allerdings, wie viele vermuten, weniger im MV als in anderen Teilen des Bezirks.
Die veränderte Rolle der Kirche und der Diakonie, der Sinn von sozialer Arbeit in der heutigen Gesellschaft, aber auch die Verantwortung der Bessergestellten und die ambivalente Stellung der ehrenamtlichen Tätigkeit wurden thematisiert. So wurde betont, dass das zunehmende Interesse am Ehrenamt nicht nur der Gesellschaft positiven Nutzen bringe, sondern dass die Tätigen durch ihre Arbeit sich oft auch selbst verwirklichen könnten.
Niederschwellige kirchliche und staatliche Angebote im Bereich von Jugend-, Familien- und Sozialpolitik müssten sich sinnvoll ergänzen. Die Öffnung von Spiel- und Sportplätzen und die Übertragung von Verantwortung schütze diese oft vor Vandalismsus, betonte Carola Bluhm.
Einig war man sich auch in der Einschätzung, dass die unterschiedlichen Bereiche wie etwa die Bau-, Stadt-, Integrations- und Bildungsentwicklung thematisch zusammengedacht- und geführt werden müssen. Die nach wie vor sehr unterschiedlichen Startbedingungen für Kinder und Jugendliche bilden die Grundlage für Erfolg und Nichterfolg im gesamten Leben. Hier tragen Staat, Kirche und Gesellschaft gemeinsame Verantwortung für eine projekt- und problembezogene Zusammenarbeit.
Im Namen der Reinickendorfer LINKEN unterbreitete Yusuf Dogan der evangelischen Kirche Vorschläge zur Unterstützung der Aktion „Laib und Seele“, die mit Dank angenommen wurden.
Jürgen Schimrock