Historischer Ort Krumpuhler Weg

Wir in Reinickendorf • 10/2010

Ein Denkwerk für das Zwangsarbeiterlager 1942-45

Wir hatten noch nie etwas von diesem „Historischen Ort“ in bester Tegeler Lage am Billerbecker Weg 123a gehört, und so waren wir sehr neugierig, was wir denn vorfinden würden.

Bisher keine Hinweistafeln

Die Gedenkstätte gibt es in dieser Form erst seit 2009. Wir hatten erwartet, an der nahe gelegenen Bushaltestelle ein Hinweisschild zu finden, doch weit gefehlt. Die wenigen Passanten, auf die wir am Billerbecker Weg trafen, waren ortsunkundig. Schließlich konnte uns ein Radfahrer die Richtung weisen. Nach kurzem Fußweg erreichten wir unser Ziel, einen fast verwunschenen Park. Nur ein paar Gedenkbänke erinnern bisher an die wechselvolle Geschichte des Geländes, das bis in die 1930er Jahre Teil der Jungfernheide war.

Entrechtung, Isolation, Hunger

Von 1940 bis 1942 waren im „Gemeinschaftslager Krumpuhler Weg“ Zwangsarbeiter aus dem Osten untergebracht. Sie arbeiteten bei der Firma Alkett, einer von Borsig 1936 gegründeten Rüstungsfirma.

Die „Ostarbeiter“ - Russen, Ukrainer, und Weißrussen - wurden von den Nationalsozialisten auf Grund ihrer Rassenideologie als Zwangsarbeiter unterster Kategorie angesehen und dementsprechend behandelt. Diskriminierung, Entrechtung, Isolation, Kennzeichnungspflicht, schlechte Unterbringung, unzureichende Kleidung und Ernährung kennzeichneten die unmenschlichen „Lebens“bedingungen der Insassen.

Hunderttausendfaches Leid

Bis zu 1 500 Personen, ab 1943 auch Franzosen und Italiener, waren in den 38 Holzgebäuden des Lagers untergebracht. Es war eines von 140 in Reinickendorf und 3 000 in Berlin. 30 000 Zwangsarbeiter gab es 1944 allein in unserem Bezirk, in Berlin rund 400 000. Bis heute eine fast unvorstellbare Zahl.

Auch Zwangsarbeiterinnen lebten in dem Lager, die dort 23 Kinder zur Welt brachten. Vier von ihnen haben die harten Bedingungen nicht überlebt.

Leider alles noch im Aufbau

Wegen der üppigen und seltenen Vegetation in diesem Park konnten wir uns die grauenhafte Vergangenheit aber nur schlecht bildhaft vorstellen. Leider ist auch das Museum, das über die Geschichte aufklären könnte, noch im Aufbau begriffen. Seit den 1970ern wurde das Gelände gärtnerisch genutzt.

Zu sehen ist aber u. a. ein sogenannter Einmannbunker in der Nähe des Eingangs.

Für sachkundige, kostenpflichtige Führungen muss man sich vorher anmelden. Aber vielleicht sollte man damit doch warten, bis das Heimatmuseum, in dessen Regie dieser Ort geführt wird, alles, auch das Museum, hergerichtet hat. Sehr informativ ist auf jeden Fall die Broschüre zum Lager von „denktafeln“.

Beate Orth, Marion Kheir