Am Rande

Wir in Reinickendorf • 03/2011

Einstein hat Recht

Es war einmal ein Politiker der Sozialdemokratie am Eichborndamm, der klug über Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit parlierte. Er machte sich Sorgen über die Demokra­tiemü­digkeit der Menschen. Unsere Demokratie war für ihn eine mühevolle Staatsform, die allen Schutz verdiene. Er wusste auszuteilen und vermittelte den Eindruck, es geschehe „im Interesse der Sache“.

Der interessierte Beobachter war geneigt, ihm sein politisches Motto abzunehmen: „Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben.“ Ganz recht, das ist von Einstein.

Frustriert – worüber auch immer - sollte oder wollte er eines Tages nicht mehr als Spitzentänzer agieren. Ganz aufzugeben behagte ihm aber auch nicht. Nun schwebt er in den heiligen Hallen der BVV als Einzelkämpfer, ist mal anwesend, mal nicht, ein bunter Schmetterling eben. Die politische Konstellation oder einfacher: Die besondere Arithmetik in unserem Bezirksparlament macht ihn dann und wann zum Zünglein an der Waage. So jüngst bei der Entscheidung gegen die Gemeinschaftsschule im Märkischen Viertel, die allen demokratischen Grundsätzen zuwi­der läuft.

Er redet immer noch über politische Grundwerte. Aus politischer Verantwortung müsse man sich auch mal gegen Mehrheiten stellen. „Wollen wir das, oder wollen wir das nicht? Ich will das nicht!“ schleuderte er machtvoll in den Saal.

Seine früheren Kollegen meinten einst, die Politikverdrossenheit mit dem Angebot „Mieten Sie sich einen Politiker für einen Tag!“ aufbrechen zu können. Unser motorradlieben­der Sportler könnte sich auch als Chamäleon anbieten.

F. Reineke