Frauenrechte im Fokus

Wir in Reinickendorf • 04/2012

Zu Gast: Frau Kowas und Frau Steyer-Fontana

Zwei Frauen im Roten Laden, zwei Frauen, denen man anmerkte, dass sie etwas erreichen wollen, aber auch, dass sie schon etwas erreicht haben. Und das ist sehr gut so.

Brigitte Kowas, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Be­zirksamtes Reinickendorf, und Agnes Steyer-Fontana, die Leiterin des Beratungs-, Kommunikations- und Lernzentrums für Frauen „Flotte Lotte“ wie auch des Beirats für Frauen und Mädchen im Bezirk, waren zu Gast bei einem der Offenen Foren bei der Reini­cken­­­dorfer LINKEN.

Frauenbeauf­tragte gibt es in­zwischen in allen Berliner Bezirken. Grundlage dafür sind das Grundgesetz und, auf Landesebene, das Landesgleichstellungsgesetz. In Reinicken­dorf ist Frau Kowas dienstlich, nicht fachlich (!), der Abteilung Jugend zugeordnet.

Ziel ihrer Arbeit ist die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen. Als Mittlerin zu Frauenthemen sieht sich Frau Kowas als Schnittstelle zwischen den Anliegen von Frauen und dem Bezirksamt.

Viele unterschiedliche Aufgaben

Der Beirat für Frauen und Mädchen arbeitet unabhängig und beratend für Bezirksamt und BVV. Aufgaben, so Frau Steyer-Fontana, sind in erster Linie die Herstellung von Gleich­berechtigung und Chancengleichheit, der Abbau von Benachteiligungen, die Förderung von Lebens­qua­lität und die Vernetzung von Mädchen und Frauen. Die Bekämpfung von häuslicher Gewalt, das Angebot von Kinderbetreuung, die Unterstützung alleinerziehender Frauen und insbe­son­dere von Migrantinnen ergänzen den Tätigkeitsbereich.

Noch immer gebe es Defizite in der Lebenswirklichkeit von Frauen. Fehlende Quotenregelung im Berufsleben, Lohnungleichheiten, unfle­xible Arbeitszeiten, niedrige Renten im Alter, Gewalt in der Familie - Probleme, die in erster Linie Frauen betreffen, besonders alleinerziehende.

Zehn- bis zwölftausend (!) Beratungen pro Jahr in der „Flotten Lotte“ machen das Ausmaß der Probleme und der Hilfsangebote an Mädchen und Frauen auch in Reinickendorf deutlich. 23 Frauen aus unterschiedlichen Bereichen bieten in der „Flotten Lotte“ u. a. Aufklärung zu Ge­sundheitsfragen, Beratung zur Wohn­­raumsuche, zur Zwangsheirat, zu Rechtsfragen, zum beruflichen Einstieg und in Krisensituationen an.

Es gibt noch viel zu tun

Die Aufgaben und Angebote von Frau Kowas und Frau Steyer-Fontana überschneiden und ergänzen sich. Zahlreiche Veranstaltungen werden gemeinsam organisiert, z. B. der Girls’ Day am 26. April, sowie zahlreiche Bildungs- und Begegnungsangebote jedes Jahr.

Frau Kowas betonte, dass jede dritte Frau in irgendeiner Form von Gewalt betroffen sei. Frauen verdienen in gleicher Position im Schnitt 23 Prozent weniger als Män­ner. Trotz besserer Schulabschlüsse sind sie in Spitzenpositionen nicht adäquat repräsentiert. Die Liste ist (leider) verlängerbar und zeigt, dass es nach wie vor im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit viel tun gibt.

Frau Ko­was und Frau Steyer-Fontana stehen stellvertretend für viele, die sich für die Belange von Frauen einsetzen.

J. Schimrock