Mit den Bürgern offen reden

Wir in Reinickendorf • 12/2014

Über Erreichtes und neue Herausforderungen

Im Gespräch: Der Reinickendorfer Integrationsbeauftragte Oliver Rabitsch

WiR: Herr Rabitsch, angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen und der jetzt aktiven Demonstrationen für oder gegen die Aufnahme von Flüchtlingen gewinnt die Arbeit eines Integrationsbeauftragten größere Bedeutung, verdient und erlangt auch mehr Beachtung.

Rabitsch: Ich spreche jetzt hier mal nur für Reinickendorf, obwohl ich viele engagierte Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bezirken auch kenne und weiß, dass sie auch in der Situation der Flüchtlinge jetzt deutlich mehr zu tun haben; in Klammern gesagt: auch wollen. Aber es ist natürlich für den Bezirk und auch für mich ganz klar eine Herausforderung, weil ich weiß, dass mehr Menschen zu uns kommen werden. So muss auch einfach mehr getan werden.

Das zeigte sich an den längere Zeit geführten Diskussionen in der Umgebung vom Marie-Schlei-Haus: „Spielplatz für deutsche Kinder und nicht für Flüchtlingskinder“. An diesem Beispiel haben wir alle gemerkt, dass wir mehr tun müssen. Und wir tun auch mehr. Das sehen wir ganz deutlich an dem entstandenen Netzwerk und an dem veranstalteten Begegnungsfest. Das ist ein gutes Beispiel. Die Reaktion auf das Begegnungsfest 2013 war enorm positiv: Die Zunahme an Spenden und an ehrenamtlichem Engagement. Es ist wichtig, dass so was gemacht wird. Und wir sehen ja jetzt an der Situation mit den mobilen Wohneinheiten wie beispielsweise in Buch oder Treptow-Köpenick, wie wichtig es ist, auf eine derartige Situation angemessen zu reagieren. Also sich dem Problem wirklich zu widmen, nicht bloß einen Haken setzen und das Problem für erledigt erklären. Man muss es wirklich so eng begleiten und vor allem die Nachbarschaft einbeziehen. Dafür ist Reinickendorf ein gutes Beispiel.

WiR: Vor zwei Jahren wurden Sie hier in Reinickendorf zum Integrationsbeauftragten ernannt, oder berufen? Wie kam es dazu? Reinickendorf war ja damals im Verhältnis zu den anderen Bezirken ziemlich spät dran.

Rabitsch: Ja, warum so spät in Reinickendorf? Das kann ich nicht sagen. Darüber wurde hier lange auf politischer Ebene diskutiert, wo viele etwas dazu gesagt haben. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ich kenne viele, viele, die mich danach angerufen haben und mir sagten, endlich ist es soweit, dass hier ein Integrationsbeauftragter an den Start geht. Es hat so lange gedauert und irgendetwas musste ja dazu geführt haben. Ich denke, dass diese Fragen eher der politischen Ebene zu stellen sind.

WiR: Wie kam man auf Sie?

Rabitsch: Ich habe mich beworben. Das klingt jetzt ein bisschen sehr sachlich, doch so war das. Ich kam aus der Rechtsstelle. Dort war ich fünf Jahre mit dem Schwerpunkt Sozialhilferecht tätig und habe nebenberuflich Sozialhilferecht an der VAK als Dozent unterrichtet. Davor habe ich zehn Jahre lang an der offenen Hilfe gearbeitet. Immer mit Menschen gearbeitet. Ich will nicht sagen, dass die Zeit in der Rechtsstelle nicht meine Zeit war, sie war sehr wichtig. Ich hab viel aufgenommen, was ich heute noch gut anwenden kann. Gerade was Sozialhilferecht SGB II, SGB XII, Asylbewerberleistungen, etc. betrifft. Aber ich habe in den fünf Jahren auch gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen einfach wichtig ist. Ich habe die Ausschreibung wohl schon am ersten Tag gesehen, gelesen und wusste, dass das mein Job ist. Anders kann ich es nicht sagen. Für mich war das klar, doch es gab auch weitere Bewerbungen. Und ein Tag nach den Bewerbungsgesprächen wurde mir mitgeteilt, dass es für mich gar nicht so schlecht aussieht. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut und habe den Schritt auch bis heute nicht bereut, nicht einen Tag.

WiR: Vor kurzem gab das Bezirksamt einen Bericht über „Rechtsextremismus in Reinickendorf im Jahr 2012“ heraus. Er informiert über rechte Gewalt und rechte Stimmungen im Bezirk. Zusammenfassend lässt sich daraus ableiten, dass derartige Aktivitäten im Bezirk sehr gering zu verzeichnen waren. Lediglich im Ortsteil Heiligensee wurde eine Hakenkreuzschmiererei registriert. Würden Sie eine derartig positive Bilanz auch heute noch ziehen, noch heute ziehen können?

Rabitsch: Ich denke, dass wir heute mehr denn je darauf achten müssen, wie sich eine Situation entwickelt. Und wir sehen ganz deutlich an der Situation, nicht nur in der Flüchtlingssituation, sondern tatsächlich an der Situation von Menschen, die zu uns kommen; das können auch freizügigkeitsberechtigte Menschen sein. Wir sehen ganz deutlich eine Veränderung. Beispiel Buch, Beispiel Marzahn. Ich kann mich an den Sommer 2013 erinnern, wo wir vorne an der Kreuzung Wilhelmsruher Damm auf der Straße gesessen haben, weil die NPD kam. Von denen kamen sechs und wir waren Hunderte. Das Verhältnis verändert sich und deshalb muss man sehr aufpassen, wie sich das entwickelt. Jetzt bei den letzten Demonstrationen waren es ja nicht nur sechs oder zehn, es waren Hunderte. Und da denke ich, muss man aufpassen, egal wo wir leben, auch in Reinickendorf. Wir müssen vorbereitet sein. Auch aus diesem Grund haben wir uns mit Unterstützung der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus zusammengesetzt. Und ich habe ganz klar gesagt, es geht hier nicht um einen Arbeitskreis oder runden Tisch in Sachen Rechtsextremismus.

Die MBR ist gut informiert, sie ist gut beraten. Sie ist erfahren. Es kann nicht sein, dass bei Eröffnung von Flüchtlingsunterkünften so etwas entsteht wie es jetzt entstanden ist. Und deshalb denke ich, unabhängig davon, ob es nur ein Hakenkreuz ist oder mehrere, wir müssen schauen, dass wir uns vorbereiten. Und das ist nicht positiv.

WiR: Das eingangs erwähnte Netzwerk zählt gewiss zur positiven Bilanz Ihrer Arbeit in Reinickendorf. Was gibt es noch? Wie steht es beispielsweise um das in diesem Jahr eingeführte „anonymisierte Bewerberverfahren“ und wie um das Modellprojekt „Inklusion von Roma-Familien in die Hausgemeinschaft“?

Rabitsch: Drei Themen also, ich fange mal mit dem zweiten an: Das „anonymisierte Bewerberverfahren“ hat ja unmittelbar mit Personal und auch mit Personalwirtschaft zu tun. Das ist jetzt nicht unbedingt mein Schwerpunktthema. Ich finde es aber grundsätzlich gut, wenn unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Community - und auch, ob weiblich oder männlich - wenn Bewerbungsverfahren so ablaufen. Das finde ich gut und kann ich nur begrüßen. Alles andere dazu kann nur die Personalabteilung beantworten, ob und wie es gemacht wird. Ich bin nicht oder nicht oft dabei, wenn Personalgespräche oder Auswahlverfahren stattfinden. Das ist einfach auch meinem Zeitrahmen geschuldet. Das Thema wird immer wieder angesprochen, aber wie es letztendlich in den einzelnen Vorstellungsgesprächen beachtet und auch berücksichtigt wird, wenn die Entscheidung getroffen wird, das kann ich nicht sagen. Das weiß ich nicht.

Zu Punkt eins: Ja, dieses Netzwerk ist, das kann man sagen, relativ erfolgreich. Aber nicht nur das Netzwerk. Also nicht nur die Aktiven in diesem Netzwerk, auch die Passiven, die einfach kommen, um zuzuhören. Ich denke, es ist extrem wichtig, dass die Informationen im jeweiligen Sozialraum, im Nachbarschaftskiez weitergegeben werden. Je mehr man über dieses Thema spricht, umso stärker kommt es an.

WiR: Wer trifft sich im Netzwerk?

Rabitsch: Da haben sich sehr viele Menschen der unterschiedlichsten Couleur zusammengefunden. Das sind Vertreter bestimmter Fraktionen oder Ausschüsse. Auch aus der Nachbarschaft, aber nicht nur aus der Nachbarschaft im Kiez, wo sich die drei großen Unterkünfte mit fast 1.100 Plätzen befinden. Wo wir das Begegnungsfest an der Oranienburger Straße gefeiert haben und wo mit 600 Plätzen wohl die zurzeit größte Unterkunft in Berlin zu finden ist. Wir reden von Nachbarschaft, die von weiter herkommt. Wir reden von dem Koordinator, der ja mitunter aus dem Bereich Lübars kommt. Oder wir reden von Lehrerinnen und Lehrern, die nicht unmittelbar aus dem Auguste-Viktoria- Allee-Kiez kommen. Dies ist eine ganz, ganz wichtige Entwicklung, dass wir eben nicht nur rund um den AVA-Kiez Nachbarschaft ansprechen, sondern dass auch Vertreter von Kirchengemeinden, dass Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter dabei sind. Und das Wichtigste ist, dass auch die Vertreter der Unterkünfte teilweise regelmäßig daran teilnehmen. Auf diese Weise können wir unseren Bedarf auf ganz schnellem Wege klären und über unseren „Newslettter“ an die Öffentlichkeit weitergeben. Das ist das eine, was positiv ist und ich glaube, das andere ist einfach die Entwicklung generell seit 2013. Anfänglich, das erste Begegnungsfest war ja relativ nur auf den Kiez bezogen: Marie-Schlei-Haus, ebenso in der Oranienburger Straße. Jetzt ist es so, dass wir viel freie Träger haben, Outreach, Gangway, die nicht schwerpunktmäßig am AVA-Kiez mitarbeiten. Oder auch andere Träger, Lebenswelt, Horizonte. Sie kommen aus dem ganzen Bezirk und das ist eigentlich das, was sich wirklich positiv entwickelt hat. Dass eben nicht nur die dabei sind, in deren Nachbarschaft unmittelbar eine Unterkunft errichtet wurde. Wir hatten jetzt Schülerinnen und Schüler aus dem Humboldt-Gymnasium dabei. Ganz wichtig für Schularbeit begleitende Aktionen oder anschließend geplante Aktionen, wie Fahrräder und Fahrradwerkstatt oder ähnliches. Da entwickelt sich was und ich glaube, da sind wir lange noch nicht am Ende. Aber wichtig ist, dass wir auch Vertreter dabei haben, mit denen man sich ganz konstruktiv beraten oder verständigen kann über das Thema Demonstrationen in Buch, in Marzahn. Wer geht hin, wer hat Zeit, wer kann das unterstützen? Das ist eine ganz wichtige und ganz positive Entwicklung.

Und nun zur dritten Frage, zur Inklusion von Roma-Familien. Da gibt es jetzt die „Bunte 111“. Es geht hierbei um ein Wohnprojekt, u.a. für Roma-Familien. Menschen aus der Roma-Community haben wirklich keinen Zugang zum Wohnungsmarkt. Die Folge davon ist Obdachlosigkeit und darauf folgt das sogenannte „Bezirks-Hopping“, so nenne ich das. Man ist so lange in einem Bezirk, bis man entdeckt wird, dann wird man weggeschickt und geht in den nächsten Bezirk. Doch wir alle dürfen hierbei nicht vergessen, dass auch diese Kinder einen Anspruch und ein Recht auf Schule haben. Wir alle sind verpflichtet, Obdachlosigkeit zu verhindern, gerade wenn wir über Kinder reden. Und wenn jemand keinen Zugang, keinen geregelten Zugang zum Wohnungsmarkt hat, entsteht so was, was wir lange Zeit hatten und immer noch haben. Nämlich eine dubiose Untervermietung eines Untermieters eines anderen Untermieters vom Hauptmieter, der dann letztendlich nur das Geld kassiert. Und dann zahlen zwei Familien für eine Zweizimmerwohnung 1.000 Euro. Jede Familie hat ein Zimmer und hat aber auch 5 Kinder. Noch schlimmer ist es bei Obdachlosenfamilien mit Kindern. Man muss sich auch mal vorstellen, dass die Kinder eine gewisse Zeit brauchen, um in der Schule überhaupt anzukommen. Nicht allen Kindern und Eltern ist Schule ein Begriff; weil sie einfach selber keine Schule hatten. Das heißt, es dauert, es braucht viel Arbeit, um die Eltern dafür zu sensibilisieren. Es ist viel einfacher, die Kinder zu gewinnen, wenn sie in eine Schule gehen. Man kann das in der Hermann-Schulz-Grundschule, in der Mark-Twain-Grundschule sehen, wo auch viele Kinder aus der Roma-Community beschult werden. Sie werden schon nach kurzer Zeit begrüßt mit: Hallo wie geht’s dir, oder Guten Morgen. Man unterhält sich in deutscher Sprache, auch zu Hause, wenn ich die Familie besuche. Aber es ist ein enormer Aufwand und dieses Hopping führt letztendlich dazu, dass die Familien sich nicht verorten können. Sie gewinnen auch nicht die Sensibilität für eigenen Wohnraum. Das führt wiederum dazu, dass sie in der Nachbarschaft meist nicht geduldet werden. Und als im letzten Jahr die Gewobag das Haus 111 in der Scharnweberstraße gekauft hat, entstand diese Idee zur „Bunte 111“. Wir konnten dann in Partnerschaft dieses Projekt so begleiten, dass dann dieses Haus am 20. Oktober mit einem Künstlertag eröffnet werden konnte. Künstler hatten gemeinsam mit Kindern Wände bemalt und Hausdurchgänge verändert. Da gibt es noch etwas zu tun, aber der erste Schritt war wirklich der schwerste.

WiR: Und die Anwohner und Nachbarn?

Rabitsch: Die muss man dazu einladen und sie motivieren, mal reinzukommen. Es waren einige Nachbarinnen da. Ich glaube aber, dass sich das entwickelt. Und je mehr auch die neu eingezogene Mieterin, der Mieter zeigt, dass sie, er, mit Nachbarschaft und mit Wohnraum umgehen kann, steigt auch die Akzeptanz in der Nachbarschaft. Wir sind jetzt dabei, die Nachbarn aus diesem Kiez hereinzuholen in die „Bunte 111“. Im Hinterhaus hat der Träger, der das Projekt begleitet, ein kleines Büro eingerichtet, wovon ein Raum für Nachbarschaft vorgesehen ist. Nun muss man sehen, wie das genutzt wird. Jetzt sind wir in Bewegung gekommen und ich denke, dass wir nächstes Jahr im Frühjahr dann schon berichten können, wie viele Nachbarn wir gewinnen konnten, um einfach regelmäßig da zu sein.

WiR: Das kann dann ein schöner Beitrag für eine neue Willkommenskultur sein, die ja jetzt sehr im Gespräch ist.
Was erwarten Sie sich perspektivisch für Reinickendorf? Werden die Flüchtlingszahlen steigen? Wird es auch zu einem oder mehreren Containerdörfern kommen und was halten Sie von diesen Containerdörfern?

Rabitsch: Ich habe es vorhin ja schon einmal in einem anderen Zusammenhang gesagt, dass die Vermeidung von Obdachlosigkeit an erster Stelle steht. Es kann nicht sein, dass Kinder oder auch Erwachsene in Berlin obdachlos sind. Es gibt Obdachlose in Berlin, nicht wenige. Und diese Wohnraumsituation ist ja nicht erst jetzt ein Thema, wo es Flüchtlinge, und ich sage bewusst, nicht viele Flüchtlinge gibt. Viele sind es nicht. Es gibt weltweit, ich glaube, es sind jetzt 48/49 Millionen Menschen auf der Flucht. 12.000 rund sind in Berlin in Gemeinschaftsunterkünften oder Erstaufnahme-Einrichtungen untergekommen. Wenn ich mir dazu den Vergleich ansehe, die Zeltlager an der Türkischen Grenze beispielsweise, ich weiß nicht, 400- oder 500-Tausend, dann rede ich bewusst nicht von vielen Flüchtlingen. Aber die Situation ist dadurch am Wohnungsmarkt offensichtlich nicht einfacher geworden. Ob es nicht Zeit gewesen wäre, sich nach geeigneten Gebäuden umzusehen, das ist immer wieder eine Frage, die ich aber nur als Mensch beantworten kann, nicht als Integrationsbeauftragter. Ich denke, dass jeder Raum besser ist als ein Container. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich ein sogenanntes Containerdorf oder diese „mobile Wohneinheit“ über die wir reden nicht kenne. Ich habe sie bisher nicht gesehen und weiß nicht, wie sie aussehen soll. Ich weiß auch nicht, wie sie aufgebaut ist. Damit muss ich mich noch auseinandersetzen. Ich weiß auch nicht, wie die räumlichen Kapazitäten sind. Für eine vielleicht kurzfristige Notlösung, wenn wir über die Vermeidung von Obdachlosigkeit sprechen, gut. Aber was ist denn kurzfristig? Wenn immer gesagt wird, kurzfristig und Notunterkunft? Wir haben ja Notunterkünfte und wir sehen manchmal, dass Notunterkünfte gar nicht so kurzfristig, für einen kurzen Zeitraum dann nur gedacht sind. Wir hatten in Heiligensee eine Grundschule, das war eine Notunterkunft und die hatten wir wohl für 7 oder 8 Monate.

Und nun zur Frage, ob ich glaube, dass Reinickendorf auch eine sogenannte mobile Wohneinheit bekommt? Herr Czaja (der Berliner Sozial– und Gesundheitssenator, d. Red.) hat ja die Standorte klar benannt. Ich glaube jedoch, dass er über die privaten Flächen und eventuellen Anbieter noch nicht gesprochen hat. Ich lasse das mal offen. Ich gehe davon aus, dass wir auch in Reinickendorf in den nächsten Monaten mehr Menschen aufnehmen werden und versorgen müssen als bisher. Ob nun als Flüchtling oder im Rahmen des Asylverfahrens. Die Zahlen werden eher nach oben gehen. Ob das nun eine mobile Wohneinheit ist, also ein Containerdorf oder ob es andere Grundstücke oder Gebäude sind, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube, die Zahl wird steigen, weil sich einfach die Situation der Flüchtlinge weltweit nicht entspannt. Und Deutschland, genauso wie andere Länder auch, verpflichtet ist, Flüchtlinge aufzunehmen. Wir liegen da nahe bei 5 % wie Herr Allert heute Morgen im Info-Radio gesagt hat.

WiR: Was möchten Sie abschließend den Reinickendorfern auf den Weg geben?

Rabitsch: Wir konnten in den letzte Monaten feststellen, dass das Engagement von vielen  das wichtigste Kriterium ist. Es geht wirklich darum, in allen Bereichen und auf allen Ebenen die Nachbarschaft zu sensibilisieren. Und ich freue mich darüber, dass es mittlerweile gelungen ist, dies über die Kiezgrenze hinaus zu fördern. Ich freue mich auch, dass ich auch immer mehr Anfragen bekomme, ob von Schulen oder von Kirchengemeinden, die einfach mehr wissen wollen. Das zeigt mir, dass das Interesse da ist. Man muss die Information rechtzeitig auf den Weg bringen. Und deshalb ist es unser Anliegen, so früh als möglich über die Entwicklung in der Flüchtlingssituation zu informieren. Und ich kann hier einfach nur an die Personen appellieren, die unsicher sind und die nicht wissen, was auf sie zukommt, dass sie sich erkundigen. Dass Ängste da sind, kann ich durchaus verstehen. Aber dann sollte man zumindest den Mut haben und sich an die Person wenden, die darüber informieren kann. Und da nehme ich mich nicht aus. Ich bin dazu bereit, auch wenn ich sehr viel zu tun habe. Sie haben es ja erlebt, wie oft mein Telefon klingelte, während wir das Gespräch führten.

WiR: Vielen Dank Herr Rabitsch und weiterhin viel Erfolg.

Das Interview führte LiLo Joseph