Vaterlos

Wir in Reinickendorf • 12/2014

Kindheitserinnerungen 1935-1945

In diesem nicht sehr dicken Buch, „Vaterlos“, gerade im Verlag am Park erschienen, hat Werner Wüste, Jahrgang 1931, seine Kindheitserinnerungen an die Jahre 1935-1945 niedergeschrieben. Den regelmäßigen Lesern der WiR dürfte Werner aus seinen nachdenklichen Porträts von interessanten Leuten und Orten, vor allem wohl aber aus seinen Beiträgen über Harald Poelchau, den Tegeler Gefängnispfarrer, bestens bekannt sein.

Er selbst sagt dazu: „Es ist keine Lebensgeschichte, sondern Knoten in meinem Lebensfaden“. Und genau diese Knoten verknüpfen ihn als Kind und auch heute mit gelebtem Antifaschismus. In dem beschriebenen Zeitraum saß sein Vater Ernst, ein überzeugter Kommunist und Antifaschist, für neun lange Jahre im Gefängnis. So musste Werner fast seine gesamte Kindheit ohne Vater verbringen. Doch obwohl der Vater physisch abwesend ist, prägt er nachhaltig die politische Ausrichtung des Sohnes. Viele gleichgesinnte Freunde der Familie, an erster Stelle Harald Poelchau, konnten aber die Verbindung zwischen Vater, dem Sohn und der Mutter halten.

Der Leser kann gut nachvollziehen und verstehen, dass ihm niemand den Antifaschismus „verordnen“ musste.
Ein absolut lesenswertes Buch!

Marion Kheir