Interview mit Katina Schubert

am Rande der LVV

Dieses Interview mit der Landesvorsitzenden Katina Schubert wurde von unserer jungen Sympathisantin Ava am Rande der Landesvertrer:innen Versammlung der Partei die LINKE am 25.4.2021 geführt. Wir finden diese Schulaufgabe hat es verdient, von euch gelesen zu werden. Wir freuen uns darüber, auch der Jugend eine Stimme geben zu können. 

Frau Schubert, was sagen sie denn zu den ergriffenen Corona Maßnahmen?

Ich glaub das muss man differenziert betrachten. Es gibt Maßnahmen, die sinnvoll sind und es gibt welche, die aus meiner Sich falsch sind. Sinnvoll sind die Maßnahmen, die auf Kontaktreduzierung zählen und die Menschen schützen können. Aber diese Kontaktreduzierung brauchen wir nicht nur im privaten Bereich, sondern dort, wo die Menschen auch viel Zeit verbringen, nämlich im Arbeitsleben, in Schulen und Universitäten. Was nicht hilft ist Menschen einzusperren. Deswegen halte ich von den Ausgangssperren gar nichts. Und was ich ausgesprochen problematisch finde ist, dass wissenschaftliche Erkenntnisse der Aerosolforschung mehr oder weniger ignoriert werden. Die sagen nämlich, dass die Leute draußen sein sollen. Draußen ist die Ansteckungsgefahr am geringsten. Stattdessen gibt es Ausgangssperren, die die Leute rein zwingen. Insofern, glaube ich, brauchen wir mehr Sachverstand und mehr Augenmaß bei den Corona Maßnahmen.

Was würden Sie konkret sagen, was geändert werden muss?

Wir brauchen nochmal striktere Regeln für das Arbeitsleben. Möglicherweise muss man auch für eine Woche alles runterfahren, wenn wir das durchs Impfen nicht in den Griff kriegen. Die Ausgangssperren müssen weg. Wir müssen Möglichkeiten zur Begegnung draußen schaffen und zulassen. Das muss möglich sein. Und wir müssen natürlich auch das Impfen und Testen forcieren. Das ist auch ein Nachteil an den jetzigen Maßnahmen, wenn es weniger Möglichkeiten draußen gibt, werden sich die Menschen auch weniger testen lassen. Und wenn weniger getestet wird, werden weniger asymptomatische Covid-19 Infizierte entdeckt. Die können aber anstecken. Das ist ja sozusagen die Gefahr. Insofern, glaub ich, muss man das vom Kopf auf die Füße stellen, aber die Bundesregierung weigert sich eben in das Arbeitsleben wirklich einzugreifen und lehnt halt alles besonders im privaten Bereich ab. Bei der Gastronomie, der Hotellerie und der Kultur. Und das ist unausgewogen.

Sie sagten ja gerade die Bundesregierung lehnt alles ab. Fallen Ihnen Gründe ein, wieso das so sein könnte? Liegt die Bekämpfung der Pandemie nicht im Interesse aller?

Ja, aber es gibt natürlich mächtige Lobbygruppen in diesem Land und die sind eben nah bei der Bundesregierung. Und deswegen ist natürlich das Einfachste immer das Privatleben einzuschränken und es ist natürlich eine viel schwierigere Aufgabe sich mit den Lobbyverbänden der Industrie anzulegen und zu sagen: Jetzt fahren wir mal, wie im Frühjahr übrigens, die Autoproduktion für zwei bis drei Wochen runter, mit allen angeschlossenen Industrien, als zu sagen: Leute, ihr dürft nicht mehr vor die Tür ab 21 Uhr.

Würden Sie sagen, das fällt alles eher unter Thema Wahlkampf als alles andere?

Das weiß ich nicht. Das wäre vermutlich auch so, wenn jetzt kein Wahlkampf wäre. Da darf man es sich jetzt auch nicht zu einfach machen. Ich glaube tatsächlich, dass die Bundesregierung, so wie sie aufgestellt ist, einfach nicht bereit ist, sich mit den Wirtschaftsverbänden anzulegen. Das ist, glaub ich, eher das Problem.

Zum Thema Wahlkampf: Warum hat DIE LINKE in Umfragen „nur“ 8 Prozent? So Sachen wie der Mietendeckel in Berlin sind doch Dinge, die vor allem DIE LINKE vorangetrieben hat. Wie kann das sein?

Naja, auf Berliner Ebene haben wir deutlich mehr in den Umfragen. Hier liegen wir eher bei so 15 Prozent. Durchaus auch mit Luft nach oben, was wir auch planen, auszufüllen. Auf Bundesebene ist es auch eine andere Situation. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass uns auf Bundesebene nicht ganz die Regierungskompetenz zugeschrieben wird, und es keine reale Machtperspektive gibt. Das kann sich jetzt verändern, weil jetzt gibt es eine rot-rot-grüne Mehrheit. Das Licht kommt zumindest rechnerisch immer näher. Damit werden wir auch interessanter für solche Konstellationen und auch für solche Hoffnungen. Und deshalb gehe ich davon aus, dass sich die Umfragewerte noch deutlich verbessern.

Apropos rot-rot-grün. Die Grünen steigen ja auch bei den Umfragewerten. Denken Sie die Grünen würden eher eine schwarz-grüne-Koalition machen als rot-rot-grün?

Naja, das hängt wahrscheinlich von der Konstellation ab. Davon, wie die Mehrheitsverhältnisse sich verteilen im Parlament. Und wo sie glauben, mehr durchsetzen zu können von ihrer Politik. Ich glaube ganz sicher, dass wenn man ordentlich Klimaschutz machen will, dann funktioniert das mit der CDU nicht.

Nochmal zu dem allgemeinen allgegenwärtigen Thema Corona: Was sagen Sie denn zu den Videos der Schauspieler, die am Mittwoch veröffentlicht wurden?

Ehrlich gesagt habe ich mir noch kein einziges dieser Videos angeguckt, muss ich gestehen, aber ich glaube, dass Klaus Lederer da richtig liegt: Dass wir momentan wirklich andere Probleme haben und dass es andere Künstler:innen gibt, die um ihre Existenz kämpfen und das sind nun gerade nicht diejenigen. Und es wäre sicherlich angebrachter, sich irgendwie solidarisch um die Kultur insgesamt zu kümmern, als solche Dinge zu machen. Ich meine, wir leben in einer Pandemie und dann muss es Maßnahmen geben, das steht völlig außer Frage und das ist sicherlich das, was Klaus Lederer auch dem Tagespiegel sagte, dass ein Generalplan der sinnvollere Weg ist als sowas.

Um von der aktuellen Politik wegzugehen und in die Vergangenheit zu schweifen: Sie haben ja Politische Wissenschaft, Soziologieund Volkswirtschaftan der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert und haben dann ein Volontariat als Wirtschaftsredakteurin gemacht, soweit man das Wikipedia entnehmen kann. Wie kommt es, dass es dann doch Politikerin wurde?

Das war Zufall. Manchmal ist das ja so im Leben. Ich hab‘ bei der Zeitung gearbeitet, wo ich auch volontiert habe und dann bekam ich das Angebot in der damaligen PDS-Fraktion in Bonn, Migrationspolitik zu machen, was immer schon mein Steckenpferd war und so bin ich dahin gegangen und dann hat sich das so entwickelt. Das war tatsächlich Zufall.

Gibt es Zeiten, in denen Sie sich wünschen etwas anderes gemacht zu haben?

Ja. Ich hab‘ schon oft gedacht, ich wär mal besser Tischlerin geworden da kann ich irgendwas mit den Händen machen, dann hab ich hinterher ein Ergebnis. Das hab‘ ich mir schon oft gedacht. Aber andererseits bin ich auch glücklich da, wo ich bin. Und ich glaube, wir können hier auch wirklich was erreichen und ich kann dazu einen Beitrag leisten. Insofern ist alles schon richtig, so wie es gekommen ist.

Man hört immer wieder von Gewaltdrohungen Politikern gegenüber. Wurden Sie mit so etwas schon mal konfrontiert?

Ich hab‘ mehrere Drohungen bekommen und auch zu unterschiedlichen Zeiten.

[Anmerkung der Redaktion: Der Rest der Antwort musste leider zensiert werden, weil dies, so Katina Schubert, nichts für die Öffentlichkeit ist. Leider ist das gut nachvollziehbar. Weshalb das Interview hier endet.]