Fuchsgalerie

Die Füchse sind von Klaus Stuttmann exklusiv für WiR.
Link zur Homepage von Klaus Stuttmann: www.stuttmann-karikaturen.de

Die erste Karikatur, sozusagen der Ur-„Fuchs“, erschien in unserer Wahlausgabe 2001 und ab August 2002 gab es die „Füchse“ regelmäßig, mit drei urlaubsbedingten Aus­nahmen.

57 Füchse haben wir bis Sommer 2008 veröffentlicht, zu sehr verschiedenen Themen, immer politisch, immer par­tei­isch, manchmal hintergründig, meist witzig - aber nie unverständlich, sondern eindeutig auf Seiten derer, die nicht auf der Sonnenseite leben. Zum Erhalt oder Ausbau der Demokratie, Erwerbslosigkeit, Ignoranz, politische Hochnä­sigkeit, Kommunales, Wünschenswertes haben wir uns geäußert, die Illustration war vielleicht oft deutlicher und ausdrucksstärker.

Der Reinickendorfer „Fuchs“ ist und bleibt unser Markenzeichen, das über die Jahre auch unsere Ansprüche an uns und unsere Zeitung geprägt hat.

Auf den Punkt gebracht

Wir in Reinickendorf • 03/2004

Zu Besuch bei Klaus Stuttmann, dem Schöpfer des „WiR“-Fuchses

Die Argumente des politischen Aschermittwochs sind bei ihm ein Schlachtfeld mit umgekippten Bierseideln, abgerissenen Teufelsschwänzen und anderen Unappetitlichkeiten. – Wer seine Karikaturen aus dem Tagesspiegel oder anderen Zeitungen kennt, weiß, Klaus Stuttmann ist nicht zimperlich mit seinen Mitteln. Und auch sein listiger Reinicke bringt Alltagsprobleme auf den Punkt und gibt dazu dem Blatt eine besondere Note. Macht es unverwechselbar.

Wie kommt man zu dieser Profession? Er erinnert sich, dass er als Zehnjähriger seine Eltern gezeichnet hat und schon sie gerieten ihm zu Karikaturen. Glücklicherweise waren sie darüber keinesfalls beleidigt. Sie ließen ihm jede Freiheit und als sie umzogen, gaben sie die Wände der leeren Wohnung für ihn frei. Mit Genuß nutzte er die großen, freien Räume und malte munter drauf los. Die ersten Politiker, die er karikierte, waren Adenauer und Chruschtschow. Beide dafür bestens geeignet!

Für ihn stand früh fest, er würde Künstler werden. 1968 begann er in Tübingen Kunstgeschichte zu studieren. Doch schon nach zwei Jahren verließ er die dortige Universität und seine beschauliche schwäbische Heimat Echterdingen. Die Neugier zog ihn nach Berlin und er stürzte sich gleich ins Abenteuer Kreuzberg. In einem Abrißhaus lebte er mit weiteren fünf jungen Leuten in einer WG. Hinterhaus, ganz unten zusammen mit Ratten und Tauben. Kein Sonnenstrahl drang in ihre Räume. Aber er genoß das neue, aufregende Leben und vergaß sogar für einige Zeit das Studieren.

Nach einer kurzen schöpferischen Pause machte er weiter mit Kunstgeschichte und Geschichte, zunächst an der FU, dann an der TU. 1976 schloß er als Magister ab. Sein Institut war von besonderer Art, wohltuend das soziale Engagement und der freimütige unkonventionelle Umgang miteinander. Nach Beendigung des Studiums gab es zwei Möglicheiten: die Wissenschaft oder die Karikatur. Er entschied sich für letzteres, denn das war seine Leidenschaft. Aber es war schwer, davon zu leben. Er bot seine Karikaturen kleineren Zeitungen an und übernahm Aufgaben als Gestalter. Das alles entfiel mit der Wende, er stand bei Null. Mühsam beschaffte er sich neue Aufgabenfelder, versuchte es bei der taz, auch beim Eulenspiegel und kam dadurch zur Leipziger Volkszeitung, für die er regelmäßig arbeitet. Inzwischen ist er ständiger Karikaturist beim Tagesspiegel.

Er empfindet sich als Journalist mit dem speziellen Werkzeug des Zeichners. Sein Anliegen ist es, Köpfe in Bewegung zu bringen, aufmerksam zu machen auf Ungerechtigkeiten; Lüge, Selbstsucht und Arroganz anzuklagen. Und dabei vor keiner Autorität halt zu machen.

Merkwürdig ist, dass ausgerechnet sein Religionslehrer, ein ehemaliger Studentenpfarrer, ihn politisch beeinflußt hat. Von ihm erfuhr er, was es mit dem dialektischen Materialismus auf sich hat.

Elfriede Schroth