Standpunkt des OV Nord der Linken Reinickendorf zum Bauprojekt Märkisches Quartier

OV Nord

Im Märkischen Viertel entstehen 700 neue Wohnungen. Wir sagen: Bauen ja – aber bezahlbar, gerecht und gesundheitsförderlich! Keine Luxusinseln, sondern ein Quartier für alle: mit sozialer Mischung, Kita, Grünflächen und Chancen auch für Wohnungslose.

Soziale und gesundheitsförderliche Wohnraumversorgung jetzt verbindlich sichern!

Das neue Bauvorhaben im Märkischen Viertel mit über 700 geplanten Mietwohnungen bietet eine historische Chance für die soziale und gesundheitliche Entwicklung unseres Stadtteils. Nach Jahren des Stillstands begrüßen wir, dass die Brache rund um den ehemaligen Brunnenplatz endlich einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden soll – mit dem Fokus auf Wohnungsbau statt Konsumtempel.

Als Mitglied des „Gesunde Städte-Netzwerks“ ist der Bezirk Reinickendorf verpflichtet, Lebensverhältnisse aktiv gesundheitsförderlich zu gestalten. Angesichts zunehmender sozialer Ungleichheiten im Zugang zu Wohnraum muss der soziale Wohnungsbau deshalb nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ geplant werden. Wohnverhältnisse gehören zu den maßgeblichsten sozialen Determinanten von Gesundheit. Beengte, unsichere oder baulich mangelhafte Wohnsituationen erhöhen das Risiko für physische und psychische Erkrankungen – besonders bei vulnerablen Gruppen wie Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehenden, Älteren, Menschen mit Behinderungen, chronisch Erkrankten, Geflüchteten, Familien mit kleinen Kindern sowie wohnungs- und obdachlosen Menschen.

Unsere Forderungen:

Sozialverträgliche Mieten verbindlich sichern.

Die Ankündigung, dass 90 % der Wohnungen „förderfähig“ sein sollen, reicht nicht aus. Entscheidend ist, wie viele tatsächlich mietpreisgebunden und dauerhaft für kleine und mittlere Einkommen bezahlbar sind. Diese Zahl ist bislang offen – und das ist unzureichend.

Gesundheitliche Chancengleichheit berücksichtigen.

Jede städtebauliche Maßnahme im sozialen Wohnungsbau muss als Teil einer integrierten Gesundheitsstrategie verstanden werden. Analog zu Umweltverträglichkeitsprüfungen fordern wir verpflichtende gesundheitsbezogene Folgenabschätzungen, insbesondere im Hinblick auf vulnerable Gruppen.

Partizipation sichern.

Menschen mit besonderen Lebenslagen müssen frühzeitig und niedrigschwellig in Planungsprozesse einbezogen werden. Das stärkt Bedarfsorientierung und Zugehörigkeitsgefühl – wichtige Faktoren für psychosoziale Gesundheit.

Durchmischung statt Segregation.

Soziale Wohnungsbauprojekte sollen integrativer Bestandteil einer sozial gemischten Quartiersentwicklung sein. Räumliche Konzentration von Armut verstärkt Belastungen;eine bewusste sozialräumliche Planung mit öffentlicher Infrastruktur ist nötig. Im Märkischen Viertel ist bereits eine gute Grundversorgung vorhanden: ein großes Ärztehaus in direkter Nähe, weitere Arztpraxen am Bahnhof Wittenau, mehrere Nachbarschaftstreffs, das Fontane-Haus mit Kultur- und Bildungsangeboten, Bürgeramt, VHS, Musikschule und Bibliothek. Dennoch bestehen wir darauf, dass wie in der ursprünglichen Planung abgedacht, eine Kindertagesstätte enthalten bleibt.

Verdichtung umwelt- und bedarfsgerecht umsetzen.

Da Berlin nicht unbegrenzt „in die Breite“ wachsen kann, braucht es höhere Bauweisen und Verdichtung, wo es ökologisch und städtebaulich sinnvoll ist. Dabei muss ausreichend Grünraum erhalten bleiben, um Aufenthaltsqualität und Klimaschutz zu sichern.

Wohnungs- und Obdachlosigkeit einbeziehen.

Eine gesunde und solidarische Stadtentwicklung muss auch Perspektiven für wohnungs- und obdachlose Menschen schaffen – durch niedrigschwellige Zugänge zu Wohnraum, Schutzwohnungen und Unterstützung beim Ankommen im Quartier. Hierfür fordern wir eine Verbindliche Quote von 5% der Neugebauten Wohnungen.

Verbindliche Sozialwohnungsquoten und Verantwortung der Investoren.

Das Bezirksamt muss klare Bedingungen formulieren und Investoren verpflichten, soziale Gegenleistungen zu erbringen: dauerhafte Mietpreisbindungen, barrierefreie Zugänge, Grünflächen, Spielplätze und transparente Kommunikation mit der Nachbarschaft.

Unser Fazit:

Das Märkische Viertel ist kein Ort für Luxusinseln oder Spekulationsobjekte, sondern ein lebendiger Stadtteil mit starkem sozialen Gefüge. Wir fordern: Bauen – ja. Aber sozial, gerecht, gesundheitsförderlich und mit dem Kiez – nicht über ihn hinweg!

OV Nord der Linken Reinickendorf