Queens und Tegel

Wir in Reinickendorf • 01/2002

Risiken innerstädtischer Flughäfen (Teil 2)

Der übervolle Flughafen Tegel (im Jahr 2000 flogen über zehn Millionen Passagiere von Tegel) soll die Attraktivität des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg steigern. Eine kuriose Begründung. Eher scheint es da wahrscheinlich, dass es sich die übriggebliebenen Kalten Krieger einfach nicht vorstellen können, von einem Flughafen im Osten – in der Pampa – losfliegen zu müssen.

Begründet wird es fadenscheinig damit, dass es rechtlich nicht möglich wäre, die Fluglinien zu einer Gleichverteilung zu zwingen. Aber auch das hat die BI gegen das Luftkreuz durch eine Anfrage bei der EG geklärt. Wenn die Bundesregierung als zuständige Regulierungsbehörde die drei Berliner Flughäfen per Gesetz zu einem sogenannten Flughafensystem erklären würde, wäre es möglich, wenn man es politisch will. Dass es geht, zeigt der Fall Mailand, wo man so eine Aufteilung zwischen dem neuen und alten Flughafen vorgenommen hat. Die Verteilung muss nur »diskriminierungsfrei«, d.h. alle Fluggesellschaften müssen gleichermaßen »betroffen« sein. Das wäre dann der Fall, wenn die Regionalflieger in Tempelhof, die innerdeutschen Flüge in Tegel und die europäischen und internationalen Flüge in Schönefeld abgewickelt werden würden. Langstreckenflieger, die beim Start wesentlich mehr Kerosin mitführen, wären damit aus der Innenstadt verbannt.

Der Flugzeugabsturz bei Stockholm zeigt deutlich, dass bei Abstürzen in freies Gelände der Unfall vergleichsweise glimpflich abgehen kann. Das havarierende Flugzeug konnte durch den Flugkapitän auf einer freien, schneebedeckten Fläche, wie sie zweifellos in Schönefeld eher vorhanden sind als in der Berliner Innenstadt, notgelandet werden. Die Maschine war Schrott, aber die Menschen blieben nahezu unverletzt! Wie gesagt, bis jetzt fehlte der politische Wille!

Wenn auch Sie der Meinung sind, dass dieser Zustand unhaltbar und unzumutbar für die Anwohner ist – und selbst in Pankow fühlen sich die Menschen gestört und bedroht (und haben deshalb auch eine BI gegründet) – dann schreiben Sie doch bitte an den Regierenden Bürgermeister und den Senator für Verkehr und fordern, dass endlich der Flughafen Tegel bis zur Eröffnung des neuen Flughafens in Schönefeld entlastet wird. Jede Meinungsäußerung, die die Regierenden erreicht, erzeugt letztendlich Wirkung in Ihrem Sinne. Bedenken Sie, Tegel war ursprünglich für 5,5 Millionen Fluggäste pro Jahr geplant. Nun sollen 11,5 – 12 Millionen Passagiere pro Jahr in den nächsten Jahren durch Tegel geschleust werden. Ein Unding, wenn man bedenkt, dass sowohl Tempelhof wie auch Schönefeld wegen des geringen Passagieraufkommens hohe Defizite verursachen!

Marion Lubina – PDS Reinickendorf,
Gerhard Maierhöfer – BI gegen das Luftkreuz