Nazi-Aufmarsch in Friedrichshain gestoppt

Konrad Bauer

Seit Wochen kursierte der Aufruf eines eigens zu diesem Anlass gegründeten "Berliner Aktionsbündnis", am 14. Dezember eine rechtsextreme Demonstration durch Friedrichshain und speziell die Rigaer Straße durchzuführen, um gegen "Linksextremismus" und "für Recht und Ordnung" zu agitieren. Federführend war hier der Aachener AfD-Lokalpolitiker und Graue-Wölfe-Sympathisant Ferhat Sentürk. Die ganze Planung der Demonstration war eine Katastophe, es gab internen Streit zwischen den diversen rechtsextremen Gruppen über Form, Route, Verantwortlichkeiten der Demo und knapp eine Woche vor der Demo kam Sentürk seinem Ausschluss aus der AfD durch Austritt zuvor. Die Route wurde immer wieder geändert und sollte zuletzt "auf Empfehlung der Polizei" nur noch vom Ostkreuz zum Bahnhof Lichtenberg führen. Es sah also im Vorfeld schon nicht gut aus für die Rechten, aber der 14. Dezember wurde zu einem absoluten Fiasko.

Als Reaktion auf die Provokation der Nazis, durch die linke Hochburg Friedrichshain zu ziehen, wurden mehr als 15 Gegenkundgebungen angemeldet und breite Bündnisse organisierten sich, um den Rechten die Straße zu verwehren. Mehr als 3000 Menschen waren zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee zur Stelle, teils in Demo-Zügen, teils auf Kundgebungen, teils in dezentralen Aktionen des Zivilen Ungehorsams. Immer wieder gelang es Antifaschist*innen, mit Sitzblockaden den Start der rechten Demo, bzw. deren Weiterkommen zu verzögern. Die Polizei ging mit "Schmerzgriffen", Knüppeln und Tränengas gegen die Linken vor, auch der Linke-MdA und Direktkandidat für die Bundestagswahl 2025 Ferat Kocak wurde von der Straße geschleift und kurzfristig in Gewahrsam genommen.

Nachdem die traurige Trümmertruppe von 60 Jungnazis und einem Aachener Ex-AfD-Mann zwei Stunden am Ostkreuz warten musste und die Polizei den Nazis den Weg bis zur Frankfurter Allee freigeprügelt hatte, sah auch die Polizei ein, dass die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben war und beendete die Farce. Seine Abschlussrede hielt der Ex-AfD-Mann dann im menschenleeren (weil für die Abreise der Nazis gesperrten) U-Bahnhof Frankfurter Allee vor den sichtlich ernüchterten Demonstrant*innen.

Das Fazit für uns: Es gibt in Zeiten des eskalierenden Rechtsrucks durchaus Gründe für Optimismus. Nicht nur waren tausende Antifaschist*innen trotz der Kälte über Stunden vor Ort, auch viele Anwohner*innen machten mit Topfschlagen und Bannern deutlich, dass Nazis nichts in unseren Kiezen verloren haben. Wenn Nazis auftauchen, ob von AfD, III. Weg, Die Heimat, Graue Wölfe, DJV, NRJ, HDJ, Kameradschaften und wie sie alle heißen, sind Hundertmal mehr stabile Menschen zur Stelle und überlassen den Faschisten keinen Fußbreit der Straße.