Diskussionsveranstaltungen mit Reinickendorfer Jugendlichen

Pilar Caballero Alvarez

In den letzten Wochen durfte ich Die Linke Reinickendorf auf zwei Schulpodiumsdiskussionen vertreten. Die ersten Diskussionsveranstaltungen für mich als Parteivertreterin! Ich war also gehörig neugierig, wie die Schüler*innen der 11. Klasse heute so ticken im Vergleich zu meiner Schulzeit in Tegel.

Die erste Veranstaltung, am 29. Februar vom Bezirksamt Reinickendorf organisiert, beleuchtete Bildungspolitik und die aktuelle Situation der Bildungslandschaft sowie der Lehrer*innenausbildung in Berlin und Reinickendorf. Das Podium bestand aus sehr jungen Parteivertreter*innen aus Reinickendorf von allen Parteien, die in der BVV vertreten sind. So schön und erfreulich es auch ist zu sehen, dass junge Politiker*innen von den Grünen und der SPD große Expertise im Bildungspolitikbereich vorzeigen konnten, umso erschreckender war es, die konservativen, bis ins rechte reichende Einstellungen von ebenso jungen Parteivertretern der CDU und AfD zu erleben.
Es waren interessierte Schüler*innen im Publikum dabei, die uns mit kritischen Nachfragen und persönlichen Beweggründen und Schwierigkeiten bzgl. der Studienfachwahl, des NCs und generell dem Übergang von der Schule zum Studium begegneten. Ich hätte mir mehr, klarere Kritik an den auf dem Podium geäußerten rechten Positionen gewünscht.

Wenige Tage später, am 15. März, traf ich die Parteivertreter*innen in ähnlicher Formation (teils mit anderen Parteivertreter*innen) wieder auf einem weiteren Schulpodium, diesmal organisiert vom Politik-Leistungskurs am Georg-Herwegh-Gymnasium in Hermsdorf. Die Aula war voll und der Politik LK gut mit Fragen zu allen großen Themen der Gegenwart vorbereitet: Klimapolitik, Emissionshandel, GEAS, Migrationspolitik, Bildung, soziale Schere, und so einiges mehr. Zu jeder Frage durften wir Parteivertreter*innen eine Minute lang unsere Positionen darlegen und ggf. auf vorherige Positionen reagieren. Ein sehr nützliches Format, um die Diskussion kurz, bündig und vor allem sachlich zu halten. Leider wurden diese Regeln kurz vor dem Übergang zu den Fragen seitens des Plenums über Bord geschmissen, als vom AfD-Vertreter angeführt und von den Vertretern der CDU wie auch von dem der SPD, die typischen oberflächlichen Stammtisch-Politiksprech-Tiraden gegen die Ampel (und die Argumente zu ihrer Verteidigung) ungefragt und unaufgefordert in den Raum gebracht wurden. Die Schüler*innen des Politik-LK waren leider zu höflich, um dies zu unterbinden, aber gaben zum Ausgleich allen weiteren Parteien, die sich nicht an diesem auf alleiniges Laut-Sein und Platz-Einnehmen abzielenden Move beteiligten, das Mikro. Mich freute es sehr, Applaus vom Publikum zu erhalten zu meiner scharfen Kritik dieser extrem unproduktiven, und zutiefst patriarchalen Austauschform, die keine sachliche, gewinnbringende Diskussion und um politische Themen ermöglicht. Die Fragerunde aus dem Publikum fiel leider dementsprechend kurz aus. Mich freute vor allem, im Nachgang ins Gespräch mit Schüler*innen zu kommen, die sich rund um Themen austauschen wollten, die auf der Bühne nicht zu Sprache gekommen waren: Ernährungsfragen im Kontext von Klima und Rechte queerer Menschen.

In beiden Fällen, erschließt es sich mir nicht, warum eine klar rechtsextreme Partei auf Schulveranstaltungen eingeladen wird. Dass ihre Beiträge eher negative Auswirkungen auf die Diskussionskultur haben, ist mehr als erwiesen und konnte auch in diesen Veranstaltungen wieder mal gesehen werden.

Insgesamt, zwei spannende Austausche, die vielleicht im Kleinen die Situation der Reinickendorfer Politik und Parteienlandschaft ein wenig widerspiegeln.