Ehrung zum Holocaust-Gedenktag

Kirchengeläut für Opfer der faschistischen Barbarei in Frohnau

Fotos: Marion Lubina

Mit einer Minute stillen Gedenkens ehrten 70 Reinickendorfer Bürgerinnen und Bürger am 27. Januar gemeinsam mit Pfarrer Kaiser von der evangelischen Johanneskirche am Zeltinger Platz die Opfer des Nationalsozialismus. Auf dem Vorplatz der Kirche legten Vertreter der VVN-BdA und der LINKEN Reinickendorfs am Gedenkstein „Für die jüdischen Nachbarn“ Blumen nieder.

Der Stein erinnert daran, dass auch Frohnauer Bürgerinnen und Bürger Opfer des faschistischen Terrors wurden. “Sind sie schon vergessen?“ fragte Karl-Heinz Joseph, Sprecher der VVN-BdA in unserem Bezirk, in einer kurzen Ansprache. Und: „Wie ist es möglich, dass Nazisymbole an Häuser und Briefkästen geschmiert werden? Nicht irgendwo, sondern auch in Frohnau!“ Er forderte, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren, damit niemals wieder solche Verbrechen zugelassen werden.

Auf dem Gedenkstein steht auch der Name von Karl Neuhof, dessen Sohn Peter an der Gedenkfeier teilnahm. In seinem Buch „Als die Braunen kamen – eine Berliner jüdische Familie im Widerstand“ (Pahl-Rugenstein 2006) hat der Frohnauer Journalist die Geschichte seiner Familie zwischen 1930 und 1945 eindrucksvoll erzählt.

Der Gedenkstein geht auf eine Anregung von Avigdor Ben-Trojan zurück, der Ende der neunziger Jahre an einer Publikation mit dem Thema "Jüdisches Leben in Berlin-Reinickendorf" arbeitete. Seine „Jüdische Spurensuche in Reinickendorf“, 1.Bd. Frohnau erschien 1998 unter „Liebe Grüße an Frl. Ilse“.

Es sei erinnert, dass die CDU-Fraktion in der BVV Reinickendorf 1998 eine Gedenktafel zur Erinnerung an ermordete Juden in Frohnau (z.B. auf der Frohnauer Brücke) abgelehnt hatte. „Warum soll ausgerechnet in Frohnau ein solches Denkmal aufgestellt werden?“ hatte sich die Vorsitzende des Kulturausschusses, Katrin Schultze-Berndt ereifert. „Wenn man ohne historische Hintergründe oder seriöse Untersuchungen in einem kleinen Ortsteil ein solches Mahnmal aufstellt, kann das die Bewohner Frohnaus in Verruf bringen“- so die heutige Bezirksstadträtin für Kultur und Bildung.