Wahlkampf-Festival in der Fußgängerzone

Fotos: Lutz Dühr

Gorkistraße, Sonnabendvormittag, gegen halb Zehn. Unseren traditionellen Platz am Brunnen besetzen schon die Bibelforscher. Auf der anderen Seite steht ein Lieferwagen. Die SPD baut gerade ihren Infostand auf, interessanter- (pikanter-)weise unterstützt vom DRK. Das FDP-Gelb leuchtet uns entgegen. Sind wir doch zu spät? Als der Wagen wegfährt, haben wir Platz. Bedeckter Himmel, es ist windig. Als die Musiker von der Gruppe "Manifest" aus Falkensee eintreffen, fängt es an zu regnen. Eigentlich sollten sie auf der Greenwichpromenade spielen. Das Ordnungsamt verweigerte uns mit fadenscheinigen "Argumenten" die Genehmigung. Eine Lärmgenehmigung erhalten wir für die Gorkistraße.

Gott sei Dank, lässt der Regen bald nach. Wir freuen aus auf exzellente Klezmer-Musik von Harald Petzold und seinen Mannen. Denkste! Das Ordnungsamt hat einer Schallmeienkapelle offenbar für die gleiche Zeit auch eine Lärmgenehmigung zugestanden. Sympathische Werbung für das Schollenfest. Dagegen anzuspielen ist zwecklos, dafür müssen die Pausen genutzt werden. Aufatmen, als die Schallmeien verstummen.

Politik gibt´s auch. Wir verteilen Wahlzeitung, Kandidaten-Flyer. Interessante Diskussionen am Stand und rundum. Mehr als sonst. Z.B. Warum wir unbedingt für eine Vermögenssteuer sein müssten, wenn man uns wählen solle. Oder ganz entgegengesetzt: warum wir dagegen sein sollten. Und auch manche Frage, was bei uns in der LINKEN los sei – die Einen kopfschüttelnd, die Anderen hämisch. Immerhin: Drei der Gesprächspartner kommen erstmals zu unserem Hoffest am Sonntag.

Die Bibelforscher sind weg. Inzwischen haben sich die CDU Tegel und die Grüne-Jugend eingefunden. Bei der CDU dirigiert Frau Kaschig die Getreuen, die sich vorwiegend mit sich selbst beschäftigen. Ein CDU-Wahlprogramm für Tegel - ja, für Reinickendorf? Immer noch Fehlanzeige. Einer von ihnen trauert den Zeiten von Frau Wanjura nach.

SPD-Bürgermeisterkandidat Andreas Höhne macht die Runde. Richtig-Rot ist seine Jacke nicht, aber das ist nur eine Äußerlichkeit.

Alle sind froh, dass sich Neonazis und Rechtspopulisten an diesem Tag nicht sehen lassen.

Bis zur Wahl sind es noch drei Wochen.

Klaus