Teilnahme an der Demo

Am 12.05.1989 wird Ufuk Şahin, ein 24-jähriger Berliner, Vater eines 2-jährigen Sohnes, im märkischen Viertel auf dem Fußweg vor dem Haus Wilhelmsruher Damm 224 von einem Rassisten aus der Nachbarschaft erstochen. Der Nachbar offenbart bei der Tat und auch wieder im späteren Prozess seine rassistischen Motive.

Unmittelbar nach dem Mord organisieren Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen eine Demonstration: am 19. Mai 1989 ziehen 1500 Menschen durch das Märkische Viertel. Einen Tag später, am 20. Mai demonstrieren fast 10.000 Menschen am Rathaus Schöneberg, dem damaligen Regierungssitz West-Berlins gegen den eskalierenden Rassismus. Schon in den 1980er Jahren häufen sich rassistische Morde in den westdeutschen Großstädten. In der Folge dieses und weiterer Morde beginnen jüngere Berliner*innen, sich in Selbstschutz-Gruppen zu organisieren.

Im Oktober 1989 wird der Täter Andreas Sch. zwar zu 5 Jahren Haft verurteilt, ein rassistisches (damals „ausländerfeindliches“) Motiv kann die Richterin Eschenhagen jedoch nicht erkennen, obwohl Andrea Sch. im Gericht als Motiv Ärger über „all die Kanaken“ geäußert hatte.

Der Mord an Ufuk Şahin steht für uns stellvertretend für die vielen rassistischen Morde und Gewalttaten seit den 80er Jahren und den Umgang der Strafverfolgungsbehörden und der Gesellschaft mit ihnen: Oft unaufgeklärt, vertuscht, ihrer politischen Bedeutung enthoben. Morde wie die des NSU, haben uns gezeigt: Deutsche Täter morden mit rassistischen Motiven, dies darf aber nicht ermittelt und erkannt werden. Strafverfolgung wird auf das nicht-vermeidbare beschränkt. Die rassistischen Motive und die unhaltbaren deutschen Zustände (von Diskriminierung und Ausgrenzung bis zu Gewalt und Mord) will die Mehrheitsgesellschaft nicht wahr haben.

Die Opfer und Betroffenen werden alleine gelassen, immer wird sind sie es sogar, gegen die ermittelt wird und nicht zu selten werden sie ignoriert oder vergessen.

Auch an Ufuk Şahin erinnert seit Jahrzehnten nichts im öffentlichen Raum und Leben von Berlin. Dies möchten wir ändern:

Wir möchten mit Euch/Ihnen gemeinsam anlässlich seines 30. Todestags an Ufuk Şahin erinnern.

Eine lange Zeit schien es, als hätte sich der alltagsrassistische Geist der späten 80er und 90er Jahre in Reinickendorf etwas gelegt. Der derzeitige gesellschaftliche Rechtsruck nährt jedoch das Selbstbewusstsein der Rassist*innen und bestärkt sie in ihrem Tun.

Gleichzeitig sehen Lokalitäten wie das Restaurant Maestral in Reinickendorf weiterhin kein Problem darin, ihre Räumlichkeiten an rechtspopulistische und nationalistische Parteien wie die AfD – inzwischen auch vermehrt aus anderen Bezirken - zu vermieten. In diesem Zusammenhang ist für den 18. Mai 2019 eine Demonstration angesetzt, die vom U- und S-Bahnhof Wittenau zum Restaurant Maestral führen soll, um gegen die regelmäßige Vermietung der Lokalität an die AfD zu protestieren und zugleich die Öffentlichkeit darüber aufmerksam zu machen.

Die Demonstration am 18. Mai wird veranstaltet von Initiative zum Gedenken an Ufuk Şahin, Niemand ist vergessen!, North-East Antifascists [NEA], Antirassistische Initiative Berlin, Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş, ReachOut, Türkischer Bund Berlin-Brandenburg (TBB), Allmende e.V., OV Nord der LINKEN Reinickendorf, Katina Schubert (MdA Fraktion DIE LINKE. Berlin), Basis Antifa Nord [BAN] & Hände weg vom Wedding