Ehrung für Reinickendorfer Antifaschisten

Wir in Reinickendorf • 1/2009

Stolperstein für Dr. Fritz Ausländer

Die Ortsgruppe der VVN-BdA Reinickendorf und der Bezirksvorstand der Reinickendorfer LINKEN haben beschlossen, die Patenschaft über einen Stolperstein für den Reinickendorfer Antifaschisten Dr. Fritz Ausländer zu übernehmen. Der Politiker hatte  zuletzt im Erholungsweg 14 in Tegel gewohnt. DIE LINKE beteiligt sich in vielen Bezirken an einer Aktion des Vereins Aktives Museum, in Reinickendorf gemeinsam mit der VVN-BdA. Im Anschluss an die Ausstellung und dem dazugehörigen Buch „Vor die Tür gesetzt“ entstand 2006 beim Aktiven Museum der Plan, mittels Stolpersteinen der im Nationalsozialismus zwischen 1933 – 1945 verfolgten Berliner Stadtverordneten und Magistratsmitglieder zu gedenken.

„WiR“ sprach mit dem Sprecher der Reinickendorfer VVN-BdA, Karl-Heinz Joseph, über die  Motive für diese Entscheidung.

Der gebürtige Reinickendorfer, als junger Mensch selbst im KZ Sachsenhausen inhaftiert, erinnerte daran, dass die VVN-BdA ein überparteilicher Zusammenschluss von Verfolgten des Naziregimes, Widerstandskämpfern und Antifaschisten aller Generationen ist. Leitmotiv der VVN-BdA ist bis heute der Schwur der befreiten Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald vom 19. April 1945: „Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.

Der Künstler Gunter Demnig hat mit 15 000 Stolpersteinen in den vergangenen acht Jahren Schicksale von Opfern der NS-Diktatur, darunter auch in unserem Bezirk, dem Vergessen entrissen. „Stolpern, heißt darauf stoßen“, sagt er. Das deckt sich voll mit den Zielen der VVN-BdA. Wir Reinickendorfer setzen uns für weitere Stolpersteine, so für den Frohnauer Widerstandskämpfer Karl Neuhof ein.

Die VVN-BdA engagiert sich gemeinsam mit den Falken, der Antifaschistischen Initiative Reinickendorf (A.I.R.), den Jusos, der LINKEN und der Linksjugend [‘solid], mit B90/Grüne und ver.di am „Runden Tisch gegen Rechts“. Es wird nicht überraschen, dass wir uns für das Verbot der NPD einsetzen. Als „Runder Tisch“ haben wir kürzlich mit dem Inhaber des Sammlerladens in der Brunowstraße diskutiert und ihn aufgefordert, Nazi-Symbole aus seinem Angebot zu nehmen.(In der Dezembersitzung der BVV informierte der zuständige Stadtrat, dass der polizeiliche Staatsschutz sich der Sache angenommen hat.)

Die Reinickendorfer VVN-BdA trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat, 15.00 Uhr im „Roten Laden“ in der Schloßstr. 22.

Am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wollen wir Blumen am Gedenkstein für die Opfer des Faschismus am Falkplatz in Konradshöhe niederlegen.

A.B.

Wer war Dr. Fritz Ausländer?

Geboren am 24. November 1885  in Königsberg;

von 1920 bis 1933 Studienrat, Gymnasiallehrer;

Mitglied der SPD,

enge Freundschaft mit Karl Liebknecht;

ab 1918 Mitglied der KPD und

von 1926 bis 1928 des Berliner Magistrats (unbesoldeter Stadtrat);

von 1928 bis 1932 im Preußischen Landtag,

als „Versöhnler“ politisch kaltgestellt und Austritt aus der KPD;

in der Nacht nach dem Reichstagsbrand 1933 verhaftet und bis Juni 1935  im Zuchthaus Sonnenburg, KZ  Esterwegen u.a. inhaftiert;

mit Kriegsbeginn 1939 erneut verhaftet; bis Weihnachten 1939 im KZ Sachsenhausen;

   am 21. Mai 1943 Selbstmord in Berlin.