Für den Frieden arbeiten!

Wir in Reinickendorf • 04/2001

Zur Mitgliederversammlung am 24. März

Von Karin Hopfmann, MdA

»Den Balkan im eigenen Auge nicht vergessen!« So hieß 1995 bis 1997 ein Jugoslawienprojekt von SozialarbeiterInnen des Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit, Projektgruppe OUTREACH. Hans Spoelstra, Streetworker bei OUTREACH und damals Mitinitiator des Projektes, war am 24. März Gast in der Bezirksorganisation Reinickendorf. Er berichtete von seinen Reisen mit deutschen Jugendlichen in die Nachfolgestaaten Kroatien, Bosnien-Herzogewina und Serbien.

Bereits 1994, während einer Reise mit Jugendlichen aus Hohenschönhausen und Marzahn nach Kroatien, entstand die Idee der Hilfsaktionen für Kinder der sich feindlich gegenüber stehenden Kroaten, Moslems und Serben. 1995 wurde ein Kindergarten im kroatischen Split mit in Berlin gesammelten Sachspenden ausgestattet. 1996 sollten serbische Kinder diese Hilfe bekommen. Eine Gruppe Jugendlicher aus Hohenschönhausen, darunter Punks, Skinheads, Technofans und Stinos, wurde für das Hilfsprojekt begeistert. Den Aktivsten sollte die Mitfahrt nach Serbien ermöglicht werden. Eine große Menge an Spenden kam zusammen. Beim Sortieren und Einpakken halfen bosnische Jugendliche aus einem nahe gelegenen Flüchtlingswohnheim. Letztendlich scheiterte die Reise nach Serbien an der Verweigerung der Einreisevisa. So entschloss sich die Gruppe, noch einmal nach Bosnien und dort in den serbischen Teil zu fahren. Die beteiligten Jugendlichen erhielten eine praktische Lektion in Sachen Nationalismus, als sie die Zerstörungen vor Ort sehen, den Hass unter den Menschen spüren konnten.

Hans berichtete weiter über die Kontakte zur Gruppe 484 in Belgrad, die seit Anfang der neunziger Jahre unter der Leitung der unvergessenen Jelena Santic, der bekannten ehemaligen Primaballerina an der Staatsoper Belgrad, Teil der serbischen Antikriegsbewegung ist. Nach einem Besuch von Santic 1999 während des Krieges in Berlin gründeten Hellersdorfer FRIKO-Mitglieder die Gruppe 485, die seitdem Unterstützung für die Belgrader Schwesterorganisation organisiert. Im April wird wiederum eine Delegation Hilfe nach Belgrad bringen und sich eine Woche lang an Seminaren zur friedlichen Konfliktlösung beteiligen.

Die Anwesenden waren beeindruckt vom Engagement der Hellersdorfer um Hans Spoelstra, stellten noch viele Fragen zur aktuellen Situation in Jugoslawien und debattierten über die Mitverantwortung der deutschen Politik am Zerfall Jugoslawiens. Am Ende der zweistündigen Veranstaltung griff der Gast zur Gitarre und sang zwei seiner Lieder von der Soli-CD, durch deren Verkauf er die Arbeit der Belgrader FriedensaktivistInnen persönlich unterstützt. Er wird eine großzügige Spende mit auf seine nächste Reise nehmen.