Es gibt Besseres als die Straße

Wir in Reinickendorf • 05/2001

Über den Widerstand gegen die Nordtangente

Von Jürgen Helm

Da liegt nun, direkt an der Bezirksgrenze zu Reinickendorf, aber auf Pankower Seite, eine große, fast dreieckige Fläche. Im Flächennutzungsplan als »Gewerbliche Baufläche« ausgewiesen. Das war einmal Bergmann Borsig, aber den gibt es nicht mehr. Jetzt schafft die ABB-Vermarktungsgesellschaft. Sie hat schon Teile verkauft, aber ein großer Teil bleibt noch. Den will vorerst niemand haben, und Investoren sollen sich immer wieder beklagen, dass die Verkehrsanbindung nicht ausreicht. Mindestens 300 zukünftige Arbeitsplätze, so wird versichert, sind in Gefahr. Ausweg – eine Straße muss her, eine Anbindung an Reinickendorf und eine an Rosenthal.

Im Flächennutzungsplan ist in diesem Bereich auch eine Straße vorgesehen, vierspurig, groß, mächtig und gewaltig. Sie soll Reinickendorf mit Pankow, Weißensee und Hohenschönhausen verbinden. Eine Straße, die viel Verkehr anziehen wird und über ihre gesamte Länge durch die Verkehrszu- und -abführungen enorme Belastungen bringen wird. Auch wenn man den Namen mehrmals geändert hat – bleiben wir einfach beim Begriff »Nordtangente«. Sie beunruhigte die Bevölkerung in Pankow, Weißensee und Hohenschönhausen schon bei der Verabschiedung des Flächennutzungsplans. 18.000 Einwendungen, davon 14.000 aus Pankow, sprechen eine klare Sprache.

In Reinickendorf sind vor allem, sieht man von Verkehrserhöhungen im Bereich der Straße Am Nordgraben und den Zuführungsstraßen Wilhelmsruher Damm und Quickborner Straße ab, Bewohner von Häusern gegenüber dem ABB-Gelände und entlang der Niederbarnimer Eisenbahn von dem Neubau der Straße unmittelbar betroffen. Sie hatten das dem FNP nicht so richtig entnommen und gesagt hatte es ihnen auch niemand.

Für die Realisierung kommt die Verkehrsanbindung gerade richtig. Wenn wir was machen, dann richtig – dachten sich die Verantwortlichen im Senat und in Reinickendorf. Aus den beiden Verkehrsanbindungen machen wir eine Durchgangsstraße, zweispurig. Da ist die Erschließung nicht so problematisch und alles andere sieht auch gut aus. Tatsächlich heißt es im Lärmschutzgutachten: »An allen Fassaden der Gebäude am Dannenwalder Weg ... treten Beurteilungspegel auf, die die Immissionsgrenzwerte ... gerade einhalten oder unterschreiten.«

Auf Pankower Seite wird schon jetzt passiver Lärmschutz erforderlich. Eine spätere Erweiterung der Straße in eine vierspurige Straße ist dann später auch viel leichter als ein Neubau. Den Anwohnern am Wilhelmsruher Damm sagen wir, dass der Verkehr dann weniger wird und den Anwohnern am Dannenwalder Weg sagen wir, dass der Lärm künftig von der anderen Seite kommt und sie auch weniger betroffen sind. Im übrigen bestreiten wir einen Zusammenhang mit der Nordtangente ganz energisch und wenn das nicht hilft, verweisen wir darauf, dass die Nordtangente in den nächsten Jahren sowieso nicht kommt.

Bürgerinitiativen in Reinikkendorf und in Pankow haben dieser Politik den Kampf angesagt. Sie haben gute Gründe. In den nächsten Monaten erfolgt die öffentliche Auslegung für die Bürgerbeteiligung. Bitte beteiligen Sie sich, sprechen Sie sich aus für eine Anbindung und gegen eine Durchgangsstraße, denn

  • 600m Straße im sensibelsten Bereich brauchen nicht gebaut zu werden,
  • die Lärmbelastung wird deutlich reduziert,
  • es gibt keinen Einstieg in die Nordtangente.

Sprechen Sie sich aus für eine Erschließung im öffentlichen Personennahverkehr

  • Durch Schaffung des S-Bahnhofes Schorfheideweg,
  • Wiederinbetriebnahme der Niederbarnimer Eisenbahn

Unterstützen Sie die Bürgerinitiativen gegen die Nordtangente.