Verdrängung droht weiterhin

Wir in Reinickendorf • 08/2001

Was kommt nach der Rentaco?
Bange Fragen und ein Handlungskonzept

Von Robert Scholz

Der Saal des Humboldt-Gymnasiums war düster dekoriert. Ein Kreuz aus schwarzem Stoff hing an der Decke. Düster – zuweilen ungeduldig und gereizt - war auch die Stimmung der Vertreter der Anlieger des Tegeler Hafens, die sich dort versammelt hatten. Die Rentaco, die Seniorresidenzen bauen wollte, ist in Konkurs gegangen. Doch neue Hoffnung will so recht nicht aufkeimen. Welcher neuen CDU-Connection wird das Bezirksamt nun die Insel in den Rachen schmeißen? Alles ist vorbereitet für eine Bebauung, nun muss nur noch zugegriffen werden. Das Bezirksamt möchte Einnahmen aus dem Deal realisieren, die bei einem schmaler gewordenen Bezirkshaushalt Entlastung bringen könnten.

Die Kleingärtner auf dem Gelände der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft Berlin haben – versehen mit einem Ultimatum – neue Pachtverträge zur Unterschrift erhalten. Jetzt soll ihnen jederzeit gekündigt werden können. Die NEB möchte das Gelände an einen Investor verscherbeln. Doch wer will aus dieser idyllischen Ecke schon weg. Vor allen Dingen haben sie viel Fleiß und Schweiß in ihre Anlage investiert. Auch die Sportvereine im Umfeld sehen ihre anerkannte Nachwuchsarbeit gefährdet. Die Zeichen stehen also auf Verdrängung.

Vom CDU-beherrschten Bezirksamt können die Anlieger keine Hilfe erwarten. Da wird gemauert. Seit einiger Zeit gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf Akteneinsicht – offenbar nur in Reinickendorf nicht. Die Kleingärtner haben sich für viel Geld einen Anwalt nehmen müssen, um es durchzusetzen.

Die Verzweiflung und die Ungeduld der Anlieger sind also mehr als verständlich. Sie wollen die Dinge in ihrem Sinne geklärt sehen. Und gute Vorschläge für Nutzungen, die nicht nur Wenigen zugute kämen, haben sie auch. Sie stört es z.B. nicht, dass Jugendliche die Wiese vor der Bibliothek zu ihrem zwangslosen Treffpunkt auserkoren haben. Nein, sie sehen die Jugendlichen als Verbündete!

Doch wie nun weiter? Nur schwer lassen sich die Anlieger davon überzeugen, ihre Vorschläge in eine Planung von unten einzubringen. In aller Ruhe und mit allem ihrem Sachverstand soll dies geschehen. Sie stimmen diesem Vorgehen schließlich zu. Doch es treibt sie die Frage um: Bleibt dafür noch die Zeit? Mit einer anderen Mehrheit in der BVV als der absoluten der CDU schon.