Wahlsplitter

Wir in Reinickendorf • 11/2001

Erleuchtung

Politiker waren da, Zuschauer auch. Nur eins fehlte zu Beginn der Podiumsdiskussion der evangelischen Kirchengemeinde Hermsdorf: Das Licht.

In der Kirche war es stockdunkel und keines der anwesenden Gemeindemitglieder wusste, wo der Lichtschalter ist. In allen Ecken wurde danach gesucht, aber die Fahndung blieb erfolglos. Nach einiger Zeit entschied man sich einen Ortskundigen anzurufen und zu fragen. Zufällig war ich der einzige, der ein Handy dabei hatte, das ich natürlich gern zur Verfügung stellte. Der Angerufene konnte weiterhelfen, der Schalter wurde gefunden und die Diskussion konnte beginnen. Das war wohl das erste Mal, dass ein Sozialist in der evangelischen Kirchengemeinde Hermsdorf für Erleuchtung sorgte.

Carlos Katins

Prima Klima

Einige Passanten, mit denen ich ins Gespräch kam, wussten gar nicht so recht von einer PDS in Reinickendorf und wirkten positiv überrascht, als ich sie darauf hinwies, dass sie mit ihrer Stimme nun dafür sorgen könnten, dass uns der Einzug ins Bezirksparlament gelingt. Es scheint geholfen zu haben – Renate Herranen hat es geschafft.

Viele, die am Vortag des 21. Oktober an unseren Infostand in der Gorkistraße kamen, wirkten unsicher. Sie waren mit den Bündnisgrünen aufgrund deren Zustimmung zu den Bombardements der USA in Afghanistan nicht mehr einverstanden, aber auch nicht davon überzeugt, dass die SPD gar nichts mit der Bankenmisere und der Politik der Großen Koalition zu tun hatte. ...

Das Wahlkampfklima hat sich für die PDS seit 1998 deutlich verbessert. Ein PDS-Stand in Reinickendorf ist kein kleines Wunder mehr, sondern wird von immer mehr Passanten als normal hingenommen, auch wenn sie vielleicht politisch mit der PDS nicht einer Meinung sind.

Rike Nehring

Am Kutschi

An einem Samstag um 10.00 Uhr bauen wir – zwei Genossinnen und ich – unseren kleinen, bescheidenen PDS-Wahlkampfstand vor dem Clou auf. Etwa zehn Minuten später fährt die CDU mit großem Getöse vor, lädt ihre Materialien, mehrere Stehbiertische, Infostände aus und macht sich breit. Das bereits vor Ort stehende Wahlplakat von Peter Senftleben (SPD) wird mit CDU- und Deutschlandfahnen geschmückt. Auf ihren T-Shirts steht der Wahlslogan »Jetzt erst recht! 100 Prozent CDU«. Uns wird ein wenig mulmig zu Mute, zumal danach auch noch die SPD einen Infostand in der Nähe aufbaut.

Aber was geschieht dann? Die Menschen nehmen rote Rosen von der SPD mit, einige nehmen CDU-Wahlmaterial – und uns wünscht man alles Gute und viel Erfolg. Am Ende haben wir viele Gespräche über einen notwendigen Neuanfang in Berlin geführt und auch 200 Wahlzeitungen verteilt.

Klaus Rathmann

Nicht bei uns!

Bei der Wahlveranstaltung des »NordBerliner« im Rathaus Reinickendorf sprach mich ein feines Heiligenseer Ehepaar zum Thema Flughafen an – denn ich hatte in der Diskussion die Bürgermeisterin zur Lärmbelästigung und den Flughafen in Tegel befragt.

Ehepaar: »Ja, der Lärm ist jetzt – durch die neuen Ein- und Ausflugstrecken – auch bei uns in Heiligensee ›gelandet‹ und sehr, sehr störend.«

Ich: »Stimmt! Seit Jahren haben Bürger in Tegel-Süd und besonders um den ›Kutschi‹ diese Lärmbelästigung und die Angst vor möglichen Abstürzen.«

Meine Frage: »Also sind auch Sie für die Schließung des Flughafen, nachdem ein neuer Großflughafen außerhalb der Stadt erbaut wurde, und unterstützen die ›Bürgerinitiative gegen den Fluglärm‹?«
»Nein, nein!!! Tegel ist so schön nah, er soll aufbleiben, nur die Flugstrecken sollen wieder geändert werden«.

Ja, ja, so sind die Leute. Nur nicht in Heiligensee.

Marion Lubina