Ernüchternd: Borsig vor dem Aus

Wir in Reinickendorf • 03/2002

Die Fakten sind ernüchternd. Die Entscheidung der Konzernleitung der Babcock-Borsig AG, bis Ende 2002 die Apparate-Fertigung von Tegel nach Bilbao zu verlegen, ist getroffen. Bei der Berliner Borsig GmbH fallen dadurch 150 Arbeitsplätze weg. Wirtschaftssenator Gysi sicherte den Borsig-Werkern in einer Betriebsversammlung die ihm noch mögliche Unterstützung zu.

Was kann Politik gegen solche Unternehmerwillkür bewirken? Vor vier Jahren bei Bergmann-Borsig, heute ALSTOM, in Wilhelmsruh ist es gelungen, den Industriestandort zu retten. Die kämpfende Belegschaft wusste die Unterstützung der Berliner Politik, d.h. aller Parteien im Abgeordnetenhaus und des Senats, von BVV und Bezirksamt, der Medien und der Bevölkerung hinter sich.

Mir scheint, in Tegel wurde zu früh resigniert. Wollte Frau Wanjura nicht zum Kanzleramt ziehen?! Statt dessen erlebte Reinickendorf vorfristigen Wahlkampf. Die BVV »durfte« nach dem Willen einer CDU/FDP-Mehrheit die Schließungspläne nur noch »bedauern«, nicht etwa »missbilligen«. Unterdrückt wurde die Forderung an das Bezirksamt, »die geplante Bebauung am Borsighafen auf Zusagen der Babcock-Borsig AG hinsichtlich des Erhalts von Arbeitsplätzen zu prüfen.« Dabei hatte die Bürgermeisterin zuvor erklärt, der Bezirk sei über Jahre hinters Licht geführt worden. Fürchtet die CDU, dass nun offensichtlich wird, dass sie mit ihrer bisherigen Politik gegenseitiger Gefälligkeiten auch in Reinickendorf auf die Nase gefallen ist.

150 Borsig-Werker und deren Familien warten auf den blauen Brief. Vielen von ihnen droht die Arbeitslosigkeit. In Reinickendorf waren im Januar 15.927 Personen als arbeitslos registriert. Eine unerträgliche Zahl.

Klaus Gloede