Am Rande:

Wir in Reinickendorf • 04/2002

MVA = Mafia?

Quizfragen zu stellen ist derzeit Mode. Und Kabarettisten geht derzeit zum Thema Müll die Verbindung zum Geld leicht von den Lippen. Was ist da passiert?

Der wohlbekannte Kölner Klüngel soll es gewesen sein, der Gelder illegal in sozialdemokratische Parteikassen spülte. Da mögen schon eingefahrene Strukturen vorhanden gewesen sein. Doch Bemerkungen im Umfeld des Skandals führen unsere Spekulationen auch in eine andere Richtung. Da wird gesagt, die großen Firmen des Anlagenbaus hätten diese letzte Gelegenheit zu einer Großinvestition in die Technologie der Müllverbrennungsanlagen (kurz: MVA) unbedingt nutzen wollen. Da wäre jedes Mittel Recht gewesen und dies angeblich nicht nur in Köln. Die schmierigen Spuren führen auch nach Mannheim. Die Staatsanwaltschaften befassen sich derzeit mit allen Großen der Branche: ABB, Babcock-Borsig, Hochtief usw.

Ganz offensichtlich sehen die prominenten Betriebe ohne gewisse finanzielle Anreize für örtliche politische Entscheidungsträger wenig Chancen diese Technologie noch profitabel zu verwerten. Müllverbrennungsanlagen sind Dinosaurier der technologischen Entwicklung. Die Menschen vor Ort wehren sich gegen eine MVA in ihrer Nähe, denn sie stehen im Verdacht Dreckschleudern zu sein, die die Luft mit gesundheitsgefährdenden Stoffen verpesten.

Und nun erreicht uns die Nachricht, dass auf dem Gelände des Bombardier-Werkes in Hennigsdorf, weniger als einen halben Kilometer Luftlinie vom Reinickendorfer Ortsteil Heiligensee entfernt, eine – na was wohl? – Müllverbrennungsanlage gebaut werden soll. Wieder einmal soll der Osten für einträgliche Geschäfte herhalten, die im Westen nicht mehr zu machen sind. Lassen wir das mit uns machen?

Robert Scholz